Wer unter giengen.de die Homepage der Stadt besucht, findet unter anderem das: „Sie sind Ärztin oder Arzt und suchen Ihre Perspektive. Hier könnte sie liegen: Die Stadt Giengen an der Brenz macht mit gut 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern in weitem Umkreis von sich reden, weil sie anders ist – unkonventionell, entschlossen. Die Sicherung der medizinischen Versorgung bewegt Stadtgesellschaft und Verwaltung. Für Ärztinnen und Ärzte, die in Giengen aktiv werden möchten, bieten wir interessante Modelle; attraktive Räumlichkeiten stehen zur Verfügung.“
Zwei Jahre ist es nun her, dass sich Günther Schmidt als Ärzte-Manager um die Verbesserung der medizinischen Versorgung kümmert und das, was auf der Homepage geschrieben steht, Realität werden lässt. Im Gemeinderat gab es zuletzt viel Lob für Schmidt und sein Engagement. „Wir sind auf einem guten Weg“, konstatierte beispielsweise Wilhelm Oszfolk (SPD-Fraktion).
Viel gebracht hat beispielsweise die vom Gemeinderat beschlossene Richtlinie zur Gewährung von Mietkostenzuschüssen an Praxisinhaberinnen und Inhaber der ambulanten haus- und fachärztlichen Versorgung sowie der Psychotherapie für Kinder und Jugendliche und mit der Erweiterung für Erwachsene. Es hat Neuniederlassungen der Psychotherapie für Kinder und Jugendliche und für Erwachsene mit Kassenzulassung ermöglicht. „Wie wichtig das war, zeigt beispielsweise die kürzlich eröffnete Praxis zweier Therapeutinnen im Gründerbahnhof. Beide sind gut gestartet und führen mittlerweile Wartelisten bis Mai kommenden Jahres“, so Oberbürgermeister Dieter Henle.

Junge Ärzte aufs Land zwingen – warum eigentlich nicht?
Wie Schmidt erklärt, soll die finanzielle Unterstützung insbesondere bestehende Einzelpraxen in die Lage versetzen, gegebenenfalls durch eine Kapazitätsausweitung sich zu Teampraxen beziehungsweise kollegialen Arztpraxen weiterzuentwickeln, um junge Arztniederlassungen oder die Anstellung zusätzlicher Medizinerinnen und Mediziner zu generieren.
Einen regelrechten „Coup“ habe man im Fall eines jungen syrischen Arztes gelandet, der derzeit in einer Hausarztpraxis in Giengen hospitiere und sich auf die Prüfungen für seine deutsche Approbation vorbereite, um den Status eines praktizierenden Arztes in Weiterbildung zu erlangen. Die Stadt habe mit ihm eine Vereinbarung über eine finanzielle Zuwendung abgeschlossen, verbunden mit einer Rückzahlungsklausel. Der syrische Arzt erhält bis zum Erhalt der deutschen Approbation im Zeitraum vom Oktober 2025 bis Ende März 2026 für sechs Monate eine finanzielle Unterstützung von insgesamt 6000 Euro.
Bestehe er die erforderlichen Prüfungen zur Erlangung der deutschen Approbation im ersten Durchgang nicht, könne die finanzielle Zuwendung um weitere drei Monate verlängert werden. Als Gegenleistung verpflichte sich der junge syrische Arzt, nach Erlangung der deutschen Approbation als Arzt in Weiterbildung in einem Anstellungsverhältnis in Vollzeit in einer Allgemein- oder Hausarztpraxis im Stadtgebiet Giengen für 24 Monate zu praktizieren. „Für den Fall, dass er diese Bedingung nicht oder nur teilweise erfüllt, ist in der Vereinbarung eine Rückzahlungsklausel vorgesehen. Mittel- und langfristig möchten wir den jungen Arzt durch die finanzielle Zuwendung sowie intensive Betreuung und Kontaktpflege während seiner Weiterbildungszeit dauerhaft an den Standort Giengen binden“, so Schmidt.
Zum „Arbeitsgebiet“ von Schmidt gehört auch der regelmäßige Austausch mit bereits niedergelassenen Ärzten. Im zurückliegenden November fand ein solches Gesprächsforum statt. Thematisiert wurde unter anderem die Suche nach geeigneten Praxisräumlichkeiten, Möglichkeiten einer nachhaltigen Weiterentwicklung der bestehenden haus- und fachärztlichen Versorgungsstruktur unter Einbeziehung der bestehenden Praxen oder die Realisierung eines schlüssigen Versorgungskonzepts für eine zukunftssichernde ambulante haus- und fachärztliche Versorgung im Stadtgebiet.
Bei der Suche nach Ärzten seien, so Schmidt vor dem Gemeinderat, Kassensitze zwar wichtig, aber nicht das drängendste Problem. „Wichtig ist, das Interesse wecken, Vorteile herausarbeiten. Eine Anstellung kann auch in einer Praxis oder einem Arzthaus erfolgen. Wir sind flexibler als es sich anhört“, so der Ärzte-Manager.
Diese Fördergelder wurden oder werden ausbezahlt
Die vom Gemeinderat beschlossene Richtlinie zur Gewährung von Mietkostenzuschüssen ermöglichte nachstehende Neuniederlassungen und das Ausbezahlen von Fördergeldern: psychotherapeutische Einzelpraxis für Kinder und Jugendliche Stefanie Hagedorn, 9000 Euro; psychotherapeutische Gemeinschaftspraxis für Erwachsene Lea Gräß, 3750 Euro; psychotherapeutische Gemeinschaftspraxis für Erwachsene Anna Heimgartner, 3750 Euro; psychotherapeutische Einzelpraxis für Erwachsene Hendrik Thoma, 6.700 Euro; Arzt zur Hospitation in Hausarztpraxis Dr. Ibrahim Shammas, 6000 Euro.

