Regionale Identität

Geduld ist gefragt: Ab wann man die ersten Giengener mit „GIE“-Kennzeichen auf den Straßen sehen könnte

Ein eigenes Kennzeichen für Giengen? Oberbürgermeister Dieter Henle, der Gemeinderat und die Bürger sehen darin eine Chance für Stadtmarketing und Zusammenhalt. Doch bis die ersten „GIE“-Schilder auf den Straßen rollen, bedarf es noch ein wenig Geduld.

Seit Mai ist es offiziell: Der Giengener Gemeinderat hat mit breiter Mehrheit beschlossen, sich der bundesweiten Initiative für neue Kfz-Kennzeichen anzuschließen. Mit dem Kürzel „GIE“ will die Stadt künftig ihre Identität sichtbar machen – wenn die Politik in Stuttgart und Berlin mitzieht.

Gemeinsamer offener Brief

Oberbürgermeister Dieter Henle betont: „Das Kennzeichen ist Symbol für Heimatverbundenheit, Gemeinschaftsgefühl und lokales Bewusstsein.“ Die Idee ist Teil einer größeren Bewegung: 17 Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister aus Baden-Württemberg haben Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bereits im Juni in einem gemeinsamen Brief um Unterstützung gebeten. Unterzeichnet wurde das Schreiben auch von Henle, initiiert hatte es sein Kollege Clemens Moll aus Weingarten. Die Hoffnung: Das Land bringt eine Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung auf den Weg, über die dann der Bundesrat entscheiden müsste.

Bis der Dienstwagen von Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle so aussieht, dürfte es noch einige Zeit dauern.

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Kennzeichenliberalisierung

In Giengen genießt das Thema breite Zustimmung. Bei einer Online-Bürgerbeteiligung im Frühjahr stimmten knapp 2000 Teilnehmende ab – rund 75 Prozent sprachen sich für das Kennzeichen „GIE“ aus. Für die Stadt entstehen dabei keine Kosten: Die Zulassungsstelle bleibt weiterhin in Heidenheim, das bestehende „HDH“ bleibt als Option erhalten. „Es geht nicht darum, etwas abzuschaffen, sondern eine zusätzliche Wahlmöglichkeit zu schaffen“, so Henle. Ob und wann es so weit ist, bleibt offen. „Eigentlich hindert nichts daran, aber es gibt augenscheinlich viele Sachthemen mit höherer Priorität“, erklärte der OB im Gespräch.

Unterstützung aus dem Landtag

Gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten Andreas Stoch (SPD) und Clara Resch (Grüne) plant er nach den Sommerwochen ein weiteres Schreiben an das Verkehrsministerium. Optimistisch gibt er sich trotzdem: „Es kostet kein Geld, es kostet den Steuerzahler nichts. Vielleicht sehen wir 2026 schon die ersten GIE-Kennzeichen.“ Die Argumente liegen auf der Hand: Ein eigenes Kennzeichen soll nicht nur den Bürgersinn stärken, sondern auch als Marketinginstrument wirken. „Wenn Menschen das Kürzel unterwegs entdecken, entsteht der Impuls, unsere Stadt im Netz zu suchen und ihre Attraktionen kennenzulernen“, so Henle.

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GIE statt HDH?

Zusätzliche touristische Aufmerksamkeit und wirtschaftliche Effekte könnten die Folge sein. Dass die Idee kein Einzelphänomen ist, zeigt ein Blick über die Stadtgrenzen: Bundesweit interessieren sich laut dem Heilbronner Professor Ralf Bochert derzeit mehr als 100 Mittelstädte für ein eigenes Kennzeichen. In Baden-Württemberg sind neben Giengen unter anderem Geislingen, Ellwangen, Fellbach oder Herrenberg dabei. Bochert, der den Vorschlag 2023 ins Spiel gebracht hatte, verweist auf Studien: Zwei Drittel der Deutschen empfinden ihr Kennzeichen als Teil der regionalen Identität. Für Henle ist klar: „Alle Rechte, die uns als Große Kreisstadt zustehen, müssen wir auch nutzen.“

Kennzeichen als Identitätsmerkmal?

In Deutschland existieren aktuell rund 800 verschiedene Kfz-Kennzeichen. Die sogenannten Ortskürzel sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil der regionalen Identität – und spätestens mit der „Kennzeichenliberalisierung“ 2012 erlebten viele Altkennzeichen ein Comeback. Städte und Landkreise können seitdem ihre einst abgeschafften Kürzel wieder einführen, was in vielen Regionen auf breite Zustimmung gestoßen ist. Für ein Wunschkennzeichen fällt bundesweit ein Aufpreis an, der meist zwischen 10 und 20 Euro liegt.