Gastro im Wandel

Frische Konzepte und Traditionen: So wollen neue Lokale Giengens Innenstadt bunter machen

In Giengen Gastronomie hat sich einiges getan: Neue Angebote haben ihren Platz in der Innenstadt gefunden, bereits bestehende haben sich etabliert. Was sich getan hat und welche es zu besuchen gibt:

Viele Palmen säumen das neu gepachtete Bistro und Stadtcafé „Relax“ auf dem Postberg. Dieses war nein Monate geschlossen gewesen, nachdem der letzte Pächter aufgegeben hatte. Seit zwei Monaten ist nun wieder Leben eingekehrt: Die neuen Pächter Adem Günay (49) und seine Frau Binnur Günay (50) führen das Café als Familienbetrieb. Gemeinsam betreiben sie das Lokal an der Ecke der Hohen Straße und der Marktstraße.

Adem Günay musste nach einem Sturz seinen ursprünglichen Beruf aufgeben. Mit dem Café erfüllt er sich jetzt einen neuen Traum. Den Kontakt mit den Gästen pflegt er persönlich – nimmt Bestellungen auf, unterhält sich mit den Besuchern, möchte, dass sich alle wohlfühlen.

Adem Günay, der neue Pächter des Bistros und Stadtcafés „Relax“ bedient und kocht selbst, sogar mit eigens angebauten Kräutern aus den Beeten vor dem Lokal. Chiara Sülzle

Der Anspruch ist klar: ein Ort für alle – freundlich, barrierefrei, inklusiv. Familien mit Kindern, Senioren, auch Reisende sollen sich willkommen fühlen, sagt er.

Kulinarisch setzt das "Relax" auf internationale Küche. Neben hausgemachtem Kuchen gibt es bereits Klassiker wie Grillteller, Lammkoteletts, Putenschnitzel oder den Chefsalat. Im Winter sollen saisonale Gerichte wie Flammkuchen dazukommen. Geplant ist zudem ein günstiges Mittagsmenü für Berufstätige. Dazu gibt es Cocktails, vegane und laktosefreie Alternativen, koffeinfreien Kaffee und frische Zutaten – viele davon stammen aus eigenem Anbau.

Eine Bäckerei mit hausgemachtem Charakter

An der Marktstraße 61, gegenüber dem noch leerstehenden „Supermetzger“ eröffnete im vergangenen Juni das Bäckereicafé „Lipera“ unter der Leitung von Edanur Ukic (37) und ihrem Mann. Die ehemaligen Räume der Bäckerei Walliser wurden umfassend renoviert – Blumenranken an der Decke, moderne Dekoration an den Wänden.

Bunt und familiär: Das Cafè "Lipera" von Edanur Ukic und ihrer Familie bietet neben frischem Gebäck auch Hausmannskost, Torten und Frühstück an. Chiara Sülzle

Edanur Ukic ist in einer Bäckerfamilie aufgewachsen, ihre Eltern betreiben seit vielen Jahren die Bäckerei Hochstätter in Giengen. Schon als junges Mädchen half sie dort mit, lernte früh die handwerklichen Grundlagen – vor allem Kreativität und Konditorkunst. Nach der Ausbildung zur Friseurmeisterin war der Beruf mit Kindern nicht mehr vereinbar – die Leidenschaft fürs Backen aber blieb. Die Idee eines eigenen Geschäfts wuchs über Jahre heran. Ursprünglich war ein mobiler Vesperwagen geplant, „Liperas Vesper & Co.“ sollte er heißen. Doch nach mehreren Anläufen während der Corona-Zeit erfüllte sich der Traum schließlich mit einem festen Standort in der Heimat.

Heute führt sie das Café als Familienbetrieb, gemeinsam mit ihrem Mann und weiteren Angehörigen. Im Angebot: selbstgemachte Backwaren, Frühstück und verschiedene Tagesgerichte. Samstags wird draußen auf dem Steingrill Cevapcici gegrillt. Alles wird ohne Schweinefleisch und ohne Gelatine zubereitet. Auf Wunsch fertigt Ukic Torten oder Pralinen. Als ausgebildete Schokolatierin, geschult in Ankara, bringt sie in diesem Bereich viele Fähigkeiten mit.

Auch der Tennisclub Giengen hat eine neue Vereinsgaststätte

Auch am Rande der Stadt tut sich etwas: Das Vereinsheim des Tennisclubs Giengen hat seit Kurzem einen neuen Pächter – und mit ihm zieht italienische Küche ein. Alessandro Margani (38), gelernter Maler und Schreiner, arbeitet hauptberuflich als Programmierer. Die Vereinsgaststätte betreibt er nebenberuflich – aus Leidenschaft fürs Kochen.

Seine Familie ist in Giengen gastronomisch verwurzelt: Sie führt das Suditalia, eine Cousine war langjährige Betreiberin des La Pergola. Margani selbst hat früh in der Familiengastronomie mitgeholfen und zuletzt in seiner Firma eine Kantine in ein kleines Bistro umgewandelt. Er backte Pizzen für Kolleginnen, Freunde und Geburtstagsgesellschaften – mit großem Zuspruch.

Die Wiedereröffnung der Vereinsgaststätte zog sich über zwei Jahre hin. Nachdem der vorherige Pächter mit 85 Jahren verstorben und ein Nachfolger abgesprungen war, übernahm Margani. Seit Anfang Mai ist geöffnet, zunächst über die Sommersaison bis Oktober. Unterstützt wird er von seiner Frau und den Kindern. Auf der Karte stehen Pizza, Pasta, Antipasti – und Fisch auf Bestellung.

In der frisch renovierten Küche der Vereinsgaststätte des Tennisclubs Giengen möchte der neue Pächter Alessandro Margani mit seiner Familie italienische Küche anbieten. Chiara Sülzle

Wie kommen pflanzliche Alternativen in Giengens Marktstraße an?

Bianca Oettlin eröffnete vor etwas mehr als einem Jahr ihr Café „Cut“ in der Fußgängerzone. Das rein pflanzliche Sortiment kam schnell gut an. Auch glutenfreie Backwaren und Speisen sind im Angebot, mit separatem Ofen und Vitrine für Zöliakie-Betroffene. Oettlin lebt selbst seit vielen Jahren vegan, was die Idee zum Café inspirierte. Das Café feierte kürzlich Geburtstag, und die Zahl der Stammgäste wächst stetig. Jeden Monat gibt es einen „Kaffee des Monats“ in kleiner Charge. Das „Cut“ bietet neben neuer Außenbestuhlung wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen wie Lesungen und Konzerte. „Wir liegen mit dem ersten Jahr weit über unseren Vorstellungen“, sagt Oettlin.

Bianca Oettlin und ihr Mann Holger von der Driesch eröffneten vor einem Jahr das Café "Cut". Mit veganen und glutenfreiem Angebot sowie Kursen und Veranstaltungen wollen sie Giengen bereichern. Chiara Sülzle

Vietnamesische Küche ersetzt das „La Pergola“

Im Schlössle 9 hat unlängst das vietnamesische Restaurant „Ho“ eröffnet, wo zuvor das italienische „La Pergola“ war. Inhaberin ist Thi Hien Ho, 55 Jahre alt. Der Start war für Dezember geplant, die Eröffnung erfolgte im Februar. Das „Ho“ ist ein Familienbetrieb. Es wird mit frischen Zutaten gekocht und ein breites Spektrum angeboten, darunter Klassiker wie „Pho“ und das Gericht „Gengiz Khan“ sowie Ente.

Bald gibt es kein Baklava mehr am Kirchplatz

Die „Frische Ecke“ eröffnete im Februar an der Langen Straße 21. Inhaber Mehmet Salih Kankaya, 30 Jahre alt und aus der Türkei, führt den Laden mit seiner Frau und deren Mutter. Das Geschäft bietet Baklava, Pistazien-Eis und Kadayif sowie Produkte aus Südosteuropa und der Türkei an. Geplant waren auch Frühstück, Kaffee und Sitzgelegenheiten. Die „Frische Ecke“ wird jedoch in wenigen Monaten aus privaten Gründen schließen. Kankaya erklärt, dass die Familie gewachsen ist und eine Rückkehr in die Türkei plant. Ein genaues Schließungsdatum gibt es nicht, das Geschäft soll längstens bis September oder Oktober geöffnet bleiben.