Er war ein engagierter, verlässlicher, in der Sache direkter, aber immer umgänglicher Mensch, der sich seiner Heimatstadt in besonderer Weise verbunden fühlte: Gerhard Fetzer ist am vergangenen Dienstag im Alter von 86 Jahren in Giengen gestorben, nachdem er sich von mehreren Schlaganfällen seit dem Sommer nicht mehr erholt hatte.
Fetzer, der in Giengen geboren wurde, erhielt schon als Kind eine umfassende Ausbildung an der städtischen Musikschule in den Fächern Posaune, Saxophon, Tenorhorn-Baldon, Klavier und Harmonielehre. Die Musik sollte ihn sein ganzes Leben in unterschiedlichen Ausprägungen begleiten. Der Versicherungskaufmann war von 1972 bis 1987 Spielführer der Stadtkapelle. Unvergessen wird wohl vor allem aber sein Einsatz als Turmbläser bleiben: Einer mehr als 400 Jahre alten Tradition folgend stieg er seit 1953 regelmäßig gemeinsam mit Kollegen mittwochs die 163 Stufen zum Turmumlauf des Bläserturms hinauf, um zu spielen.
Während seiner Wehrpflicht im Heeresmusikkorps 10 in Ulm kam er in den Besitz einer großen Anzahl von Noten, die den Grundstock seiner Sammlung und den Startpunkt seiner Leidenschaft für historische Märsche bildete. Sein Archiv umfasst heute etwa 3500 Kompositionen und die wohl umfangreichste private Sammlung dieser Art in Deutschland. Darüber hinaus begann Fetzer, selbst Märsche zu komponieren. 2002 gewann er den Wettbewerb um den „Marsch der Streitkräftebasis“, womit seine Komposition offizieller Truppenmarsch wurde. Am Saxophon als Teil der von ihm ins Leben gerufenen Nostalgie-Combo spielte er bei den legendären Tanztees in der Schranne und initiierte obendrein Benefizkonzerte für gute Zwecke.
Fetzer war nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern beherrschte auch das Zinngießer-Handwerk. Über Jahrzehnte hinweg fertigte er Figuren an und hatte Abnehmer in vielen Ländern. Zuletzt hatte er immer wieder spezielle Zinnfiguren geschaffen, deren Erlös dem Sternenkässle zugutekamen.
Der Witwer und Vater einer Tochter und Großvater setzte sich zudem für den Erhalt der Kaltenburg ein und war Mitglied bei der Vereinigung „Pro Giengen“. Die Aktionsgruppe konnte einige Themen umsetzen, darunter die Sanierung der Schranne.
Vor vier Jahren erhielt Fetzer das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht. Der Verdienstorden, der in acht Stufen verliehen wird, ist die höchste Auszeichnung, die der deutsche Staat für persönliche Leistungen für das Gemeinwohl ausspricht. Beim Neujahrsempfang der Stadt im Januar 2024 wurde Fetzer als Teil der Turmbläser mit der silbernen Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet.