Es war ein langgehegter Wunsch der Mitglieder des Fischerei-Vereins Giengen, der nun in Erfüllung ging: In mehreren Arbeitseinsätzen gelang es, mit der Renaturierung der Hürbe zu beginnen. Auf einer Strecke von etwa 200 Metern und damit einer Art Teststrecke wurden Bedingungen geschaffen, damit sich der Fluss erholen und Biodiversität entstehen kann.
Die Arbeitseinsätze von Mitgliedern des Vereins im Schulterschluss mit der Stadt Giengen und einem Planungsbüro aus Stuttgart bildeten den vorläufigen Abschluss eines Vorhabens mit viel Vorlauf: Seit mehreren Jahren beklagten die Vereinsmitglieder den Zustand des Flusses, der kaum fließt, dessen Verschlammung stark ausgeprägt ist, wenig Sauerstoff aufweist und zu warm für Lebewesen ist. Anhaltende Trockenheit und der Klimawandel mit hohen Temperaturen verstärkten nach Ansicht der Vereinsmitglieder die Probleme des Flusses.
„Die Hürbe war einst nur ein bis zwei Meter breit. Heute sind es an manchen Stellen fünf bis sechs Meter, was zu flachem Wasser führt, mit wenig Strömung und abgewanderten beziehungsweise verendeten Lebewesen“, sagt Klaus Zeidler, Vorsitzender des Fischerei-Vereins Giengen, der den Abschnitt der Hürbe vom Zusammenfluss mit der Lone bis zur Mühle in Burgberg von der Stadt gepachtet hat.
Der Zustand sei so nicht zu akzeptieren. „Wir haben den Anspruch, unseren Nachkommen eine funktionierende Umwelt zu hinterlassen“, sagt Zeidler – so wie sie einst war. Der Wunsch, diesen Zustand herbeizuführen, war jedoch nicht einfach in die Tat umzusetzen: aus finanziellen Gründen und auch, weil in manchen Bereichen das Fachwissen fehlte.
Wir haben den Anspruch, unseren Nachkommen eine funktionierende Umwelt zu hinterlassen.
Klaus Zeidler, Vorsitzender des Fischerei-Vereins Giengen
Die Unterstützung und Abstimmung der Stadt Giengen, die geglückte Übereinkunft mit Anrainern, und die Mitwirkung des Planungsbüros, das schon bei der Renaturierung der Brenz in Giengen beteiligt war, führten nach langer Vorbereitungszeit dazu, dass Anfang Oktober begonnen werden konnte. Mit Bagger und Muskelkraft wurde Material wie gespendete Natursteine vom nahen Steinbruch verbaut, um beispielsweise eine höhere Fließgeschwindigkeit zu erreichen. Begonnen wurde etwa 50 Meter flussabwärts des Biberstaudamms.
Nach zwei Einsätzen ließe sich schon erkennen, dass sich abgelagerte Sedimente lösen. „Wir werden aber sicher die nächsten sechs Monate genau beobachten, wie sich der Fluss entwickelt“, so der Vereinsvorsitzende. Es werde Jahre brauchen, bis sich die Hürbe erholt haben wird. Die ersten Erkenntnisse sollen dazu dienen, zu entscheiden, wie weiter vorgegangen wird. „Die Strecke jetzt soll erst der Anfang gewesen sein. Wir wollen am Ball bleiben“, so Zeidler, der hofft, dass die Renaturierung auch von Kritikern, die es durchaus gebe, letztlich positiv aufgenommen wird.

Zeidler: „Ums Angeln geht es nicht“
Der Fischerei-Verein Giengen ist für unterschiedliche Gewässerabschnitte zuständig beziehungsweise deren Pächter. Unter anderem kümmert sich der Verein um die Brenz bei Giengen. Dort haben Mitglieder des Vereins in der Vergangenheit mehrfach Tausende kleine Forellen ausgesetzt, die er zuvor über zwei Monate hinweg selbst ausgebrütet hatte.
Beim Abschnitt an der Hürbe gehe es allerdings nicht ums Angeln: Denn das ist dort auch kaum möglich. Zunächst soll Biodiversität ermöglicht werden. Es soll Lebensraum für Forellen und Stichlinge entstehen.