Medizinische Versorgung

Diese Praxisgemeinschaft soll im Oktober in Giengen öffnen

Es ist ein dickes Brett, das Städte bohren müssen, wenn dringend benötigte Medizinerinnen und Mediziner für die Arbeit in der Kommune gewonnen werden sollen. Giengen scheint derzeit gut zu bohren.

Die Anstrengungen, Medizinern die Stadt Giengen – etwa durch Überlassung von Praxisräumen, Mietübernahme oder durch das Agieren eines Arztmanagers – schmackhaft zu machen, scheinen sich immer mehr zu lohnen. „Nach intensiver Entwicklungsarbeit gibt es nun zählbare Erfolge, über die wir uns sehr freuen“, sagt Oberbürgermeister Dieter Henle mit Blick auf die medizinische Versorgung. Der Zug komme ins Rollen.

Seiner Ansicht nach könnte die Richtlinie zur Gewährung von Mietkostenzuschüssen an Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber der ambulanten haus- und fachärztlichen Versorgung sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Wendepunkt sein. Sie soll bestehende Arztpraxen und deren Kapazitätsausweitung sichern und neue Arztniederlassungen beziehungsweise die Anstellung zusätzlicher Medizinerinnen und Mediziner fördern.

Erst im Juni durch den Gemeinderat beschlossen, habe sie Anfang August die Eröffnung einer Praxis der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Innenstadt zur Folge gehabt.

Und damit nicht genug: Am 1. Oktober wollen die Psychotherapeutinnen Lea Gräß und Anna Heimgartner im Gründerbahnhof in Giengen ihre Praxisgemeinschaft eröffnen. „Wir möchten eine psychische Gesundheitsversorgung zentral in Giengen ermöglichen“, so Lea Gräß vor wenigen Tagen. Die Behandlung psychischer Erkrankungen sei ein wesentlicher Bedarf der Gesellschaft. Unter anderem gehe es um Angst- und Zwangsstörungen, Burnout, Depressionen, Traumafolgen und psychosomatische Störungen.

Die Gründerinnen waren bereits bei OB Henle. „Der offene gesellschaftliche Umgang mit psychischen Erkrankungen kann viel Leid ersparen – es ist wichtig, hier die passenden Angebote zu haben“, so der Rathaus-Chef. Er freue sich daher sehr über die Praxisgründung, die auch dem Engagement des städtischen Gesundheitsmanagers Günther Schmidt zu verdanken sei.

In Abstimmung mit Schmidt will Henle im Gemeinderat die gezielte Erweiterung der Regelung von Mietkostenzuschüssen für Praxisgründerinnen und Praxisgründern auf den Erwachsenenbereich beantragen. Voraussetzung für eine Bezuschussung der neuen Praxis sei danach noch die zum 1. Oktober 2025 in Aussicht gestellte Kassenzulassung.

Junge Ärzte aus dem Ausland hospitieren in Giengen

Neuigkeiten gebe es auch in Bezug auf bestehende Praxen: Derzeit hospitierten zwei junge Ärzte aus dem außereuropäischen Ausland in einer Hausarztpraxis. „Sie bereiten sich auf ihre deutsche Approbationsprüfung vor. Beide möchten danach mit dem Status eines Arztes in Weiterbildung praktizieren. Das Gesundheitsmanagement unterstützt beide bis zum Erhalt ihrer Approbation in etwa sechs Monaten, um sie im Anschluss an den Standort Giengen zu binden", so Henle. In diesem Fall sorge die Stadt für eine geförderte Kapazitätsausweitung der Hausarztpraxis. „Zudem haben wir das MVZ in der ersten Jahreshälfte bei der Akquise einer Fachärztin für Allgemeinmedizin unterstützt“, sagt der Oberbürgermeister.

Giengens Agieren bleibe nicht unentdeckt: Sehr positiv würden Fachkreise die hohe Präsenz und Lösungsorientierung des Giengener Gesundheitsmanagements wahrnehmen. Im November gebe es auf Initiative der Stadt ein Gesprächsforum mit den Giengener Haus- und Fachärztinnen und Fachärzten. "Hier erfragen wir ihre Anliegen und stellen die Aktivitäten, Maßnahmen und Ergebnisse des städtischen Gesundheitsmanagements vor. Zudem erörtern wir die Möglichkeiten einer nachhaltigen Weiterentwicklung der haus- und fachärztlichen Versorgungsstruktur unter Einbeziehung der bestehenden Praxen", sagt der Rathaus-Chef.

Ziel sei die Realisierung eines schlüssigen Versorgungskonzepts für eine zukunftssichernde ambulante haus- und fachärztliche Versorgung im Stadtgebiet. Zusätzlich plane die Verwaltung aktuell im zweiten Rathausstandort (Dienstleistungszentrum) Räume für Ärzte mit ein. Hier sollen etwa 500 bis 600 Quadratmeter an Praxisräumen geschaffen werden.

Was machen die Pläne für die Reha?

Nach dem Abriss von Wohnhäusern an der Ehbachstraße ist dort ausreichend Platz für den geplanten Neubau einer Reha-Klinik. Über den Stand des Verfahrens spricht Oberbürgermeister Dieter Henle im HZ-Sommerinterview, das in den nächsten Tagen veröffentlicht wird.

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