Kurz vor der Rente

Das sind die eindrücklichsten Erinnerungen von Giengens Bauhof-Chef Anton Häring

Schluss und vorbei: nach fast fünf Jahrzehnten Arbeit, darunter 35 Jahre beim Bauhof in Giengen, steht für Anton Häring bald der Eintritt in den Ruhestand an. Zeit für Erinnerungen also. Nicht nur an den Großbrand kurz vor Weihnachten 2009.

Wenn Anton Häring am Donnerstag, 29. Februar, sein Büro auf dem Bauhof-Gelände in der Schwage verlässt, geht eine Ära zu Ende: Es ist sein letzter Arbeitstag. Dass er in einem Schaltjahr aufhört zu arbeiten und deswegen einen Tag drauflegen muss, nimmt der 64-Jährige mit Gelassenheit und Humor.

„Ich bin immer gern zur Arbeit gegangen. Es hat mir Spaß gemacht“, sagt der Burgberger, dessen Start bei der Stadt Giengen auf den 1. April 1989 datiert. Ein gutes Jahr später wurde er Vorarbeiter, legte 1994 die Meisterprüfung als Schreiner ab und führte den städtischen Betrieb von Mai 1997 bis heute als Chef.

In den 35 Jahren in Diensten der Kommune gab es mit Siegfried Rieg, Clemens Stahl, Gerrit Elser und nun mit Dieter Henle vier Stadtoberhäupter. Zu behaupten, dass Häring bei den Bürgerinnen und Bürgern wohl nicht weniger bekannt war und ist wie die Rathaus-Chefs, ist sicher nicht vermessen. Schließlich kam Häring viel herum in den dreieinhalb Jahrzehnten. Eine Scheu, ihn auf kleinere oder größere Probleme anzusprechen, gab es auf Seiten der Bürgerschaft selten. „Gut, dass ich Sie sehe, könnten Sie mal …“ – diesen Satzanfang mit unterschiedlichen Fortführungen hat Häring oft gehört – ob im Dienst und wenn er privat unterwegs war. „Das hat mich nicht gestört. Zumal die Leute immer freundlich waren“, sagt der scheidende Bauhof-Leiter.

Vieles in seinem Beruf beim Bauhof war von Wiederholungen geprägt: etwa der Winterdienst oder der Auf- und Abbau bei städtischen Festen. Routine, die bisweilen durchbrochen wurde: etwa im Winter 2008/2009, als es schwer war, an Salz heranzukommen und aus Bulgarien beschafft werden musste. Natürlich waren die Winter auch nicht kalkulierbar: Es gab solche, in denen bis zu 453 Tonnen Salz auf die Straßen gebracht werden mussten, aber auch solche, in denen weniger als 150 Tonnen ausreichten.

Von 44 auf 17 Mitarbeitende reduziert

„Eine Herausforderung für ihn und sein Team sei die starke Abnahme der Zahl der Beschäftigten gewesen: Derzeit sind 17 Mitarbeiter beim Bauhof beschäftigt, 1989 waren es noch deren 44. Wirklich zu knabbern habe man zuweilen an den Plänen, die im Rathaus geschmiedet wurden, gehabt: Nicht nur heute gibt es Überlegungen, wie Gärtnerei und Bauhof zusammengelegt werden könnten. Das würde sogar Sinn machen. Aber über das ‚Wie‘ gab es viele Diskussionen“, so Häring. Bis heute nicht einleuchtend seien jedoch Pläne aus den Jahren 2003/2004 gewesen, als in den Gremien in Giengen und Herbrechtingen über eine Zusammenlegung der Betriebe abgestimmt werden sollte. Es gab seinerzeit gar eine gemeinsame Personalversammlung. „Wir sind alleine ganz gut gefahren“, so der 64-Jährige.

„Das einschneidendste Ereignis in der Zeit bei der Stadt datiert jedoch auf den Anfang des Dezembers 2009. Er habe beim Adventsmarkt einen Auftritt mit dem Musikverein gehabt, als ihn jemand zur Seite nahm und sagte: Was machst Du denn noch hier, Dein Bauhof brennt.“ Ein technischer Defekt hatte zur Folge, dass die Schreinerei, die Lackiererei, ein Lager und die Sozialräume ein Raub der Flammen wurden. Der Schaden bezifferte sich auf etwa 500.000 Euro, der Wiederaufbau zog sich bis 2013 hin.

Neuer Lebensabschnitt soll Zeit für Reisen bringen

„Das war für uns alle heftig“, so der Beinahe-Rentner, der den Ruhestand nach nahezu fünf Jahrzehnten in Arbeit (vor dem Engagement bei der Stadt war Häring 15 Jahre in einem Unternehmen angestellt) reisend, wandernd und Rad fahrend verbringen möchte – am liebsten mit seiner Frau, seinen Kindern und Enkelkindern. Er kehrt dem Bauhof schon mit Wehmut den Rücken, sagt aber auch, dass das angebrochene digitale Zeitalter nicht unbedingt seine Welt sei. Einige Wünsche bleiben zudem unerfüllt: ein neues Büro hätte er gern gehabt und eine eigene, städtische Kehrmaschine.

Weiter als Turmbläser aktiv

Anton Häring gehört mit Gerhard Fetzer, Wolfgang Frommeyer, Georg Häberle und Florian Hommel zu den Turmbläsern, die mittwochs um 12 Uhr vom Turm der Stadtkirche den Choral blasen. Häring ist in dieser Funktion schon mehr als 30 Jahre aktiv. „Ich will das auch noch viele Jahre weitermachen“, sagt der Burgberger. Als Solist hielt er während der Zeit der Corona-Pandemie die musikalische Tradition auf dem Bläserturm aufrecht. Denn über Monate durften die Giengener Turmbläser wegen der Pandemie nicht zusammen aktiv sein.

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