Wettbewerb

Das hat es mit Kunstwerken auf Fliesen in Giengen und San Michele auf sich

Halb und halb: So lässt sich ein Kunstprojekt umschreiben, das als Ziel hat, den öffentlichen Raum aufzuwerten. In Giengen soll das der Postberg sein.

Das italienische Pendant zum deutschen Wort „Fliese“ ist „Piastrella“. Sowohl die Keramik als auch der Bezug zu Italien spielen bei einem Kunstwettbewerb für junge Köpfe eine entscheidende Rolle. Das Ziel ist, die Bögen der Stadtmauer am Postberg mit 220 Fliesen zu bekleben – mit Köpfen aus Giengens italienischer Partnerstadt San Michele auf Sizilien und aus Giengen drauf.

„Mit dem Kunstwettbewerb sprechen wir Kinder und Jugendliche aller Altersklassen an und zeigen ein breites Spektrum kreativen Schaffens“, sagt Ulla Hommel-Fröhle, die zusammen mit Claudia Hetzel-Zink das Vorhaben künstlerisch betreut und vorantreibt. Beide gehören der Künstlergruppe „UnArt Giengen“ an, die etwa den Kunstsupermarkt in der Grabenschule ausgerichtet hat.

Finanziell unterstützt werden sie dabei unter anderem von der Stadt Giengen. Oberbürgermeister Dieter Henle zeigt sich beeindruckt von der Idee und der bisherigen Resonanz. „Gemeinsam wollen wir Kunst schaffen und damit die Partnerstädte Giengen und San Michele weiter vernetzen. Auf diese Weise lässt sich der europäische Gedanke wunderbar vermitteln. Und die Kinder und Jugendlichen erleben, dass sie etwas zur Gestaltung der Stadt beitragen können“, so der Rathauschef, der auch darauf setzt, dass die Motive individuelle Neugier wecken.

Halb und halb: so sieht eines der bereits gestalteten Kunstwerke aus. Privat

Die Kunstwerke sollen gemäß dem Motto „Piastrella“ von einer Gemeinde in die andere fließen. Sowohl in San Michele als auch in Giengen ist schon ein Platz für die Kunstwerke – die unter den Gemeinden getauscht werden – gefunden. 220 sollen es am Ende sein. In Giengen wurden die Bögen am Postberg ausgewählt.

Die Herstellung ist denkbar einfach: Auf festes Malpapier (20 auf 20 Zentimeter) wird die Hälfte eines frontal aufgenommenen Fotos des Künstlers geklebt. Die fehlende Gesichtshälfte kann frei gestaltet werden – beispielsweise durch Malerei, als Zeichnung oder Collage.

Der Fantasie sind beim Wettbewerb keine Grenzen gesetzt. Ptivat

Ist das Bild fertig, kann es mit einer Rahmengröße von 30 auf 30 Zentimeter rahmenlos eingescannt und per Mail an garten@claudiazink.de gesendet werden. Alle eingereichten Arbeiten werden dann von einer Jury gesichtet und eine Auswahl wird auf Fliesen gedruckt.

Ein Junge aus Burgberg hat eine Hälfte vonm sich gezeichnet. Privat

Bislang liegen schon einige fertige Bilder vor, etwa 150 junge Künstler hätten sich bereits bereit erklärt, mitzuwirken. „Bilder können bis 31. Oktober eingesendet werden“, so Hommel-Fröhle. Die Umsetzung soll dann im kommenden Frühjahr erfolgen. „Es wird Kunst von der Bevölkerung für die Bevölkerung entstehen“, so der Oberbürgermeister. Die soll dann auch von Dauer sein – die Fliesen sollen geklebt werden.

Kunst am Postberg: Es gab schon früher Ideen

Den Postberg künstlerisch aufwerten? Diese Idee gab es schon mehrfach, nur an der Umsetzung haperte es. Anfang 2005, als das Steiff-Museum fast fertig gebaut war, gab es die Überlegung, die künftige Verbindung zwischen Steiff-Erlebniswelt und Fußgängerzone aufzuwerten und die Nischen, in denen damals vereinzelt noch Vereine oder Parteien für Veranstaltungen warben – künstlerisch auszugestalten.

Ende des Jahres gab es die Idee des weit über Giengen bekannten Künstlers Helmut Braig, die Rundbögen durch Reliefs mit lokalen Motiven zu bereichern. Der Stadtbrand anno 1634 ließe sich, so die Vorstellung, mit modernen Stilmitteln und in dezenter Farbgebung, mit kalten und warmen Tönen ebenso in Szene setzen wie die Vielfalt der heimischen Tier- und Pflanzenwelt oder das breite technische Spektrum der ortsansässigen Industrie. Woran es haperte, war allerdings eine Umsetzung.