Dass Giengens früherer Oberbürgermeister Gerrit Elser nicht nur selbst ziemlich passabel mit dem runden Leder umgehen kann, ist ebenso kein Geheimnis wie dessen Leidenschaft, als Fan Fußballspiele zu betrachten. Als eben solcher ist Elser des Öfteren auch auf dem Heidenheimer Schlossberg anzutreffen. An diesem Wochenende ist er gar nach Hamburg aufgebrochen – und natürlich wird er sich die Bundesliga-Partie des FCH gegen den HSV nicht entgehen lassen.
Ob er allerdings in den kommenden Wochen und insbesondere ab Ende Januar 2026 an Wochenenden viel Zeit für Fan-Kultur haben wird, wird sich zeigen müssen. Denn: Gerrit Elser will nochmal Bürgermeister werden. Nicht irgendwo, sondern in Sonnenbühl. Gewählt wird dort am 9. November, die Amtszeit des scheidenden Rathaus-Chefs endet am 24. Januar.
Elser, Sonnenbühl? Da war doch was: Eben dort war der mittlerweile 55-jährige Elser von 1999 an Bürgermeister, um dann 2009 in Giengen seinen Hut bei der Oberbürgermeisterwahl in den Ring zu werfen. Es folgte ein Wahlkampf, in dem sich Elser viele Sympathien erwerben konnte. Dass er das Duell gegen Amtsinhaber Clemens Stahl mit 51,2 Prozent der abgegebenen Stimmen gewinnen konnte, war dennoch überraschend.

Acht Jahre blieb Elser in Giengen Chef im Rathaus. Die waren in erster Linie geprägt einem finanziellen Korsett, das der Stadt kaum Luft zum Atmen ließ. Beim Neujahrsempfang 2017 kündigte er an, dass nach einer Amtszeit Schluss sein werde. „Die Entscheidung damals hatte nichts mit dem Amt zu tun. Es galt vielmehr, die Familie wieder zusammenzuführen“, sagt Elser jetzt. Während er in Giengen die Geschicke der Großen Kreisstadt lenkte, blieben seine Frau Evelyn und die drei Kinder in Sonnenbühl.
Seit acht Jahren hat der Volljurist seinen Lebensmittelpunkt nun also wieder in Sonnenbühl bei Reutlingen. Verbindungen nach Giengen gibt aber noch einige: Seien es private Kontakte, oder auch Besuche bei Stadtfesten oder Kulturnächten. „Ich habe durch die Herausforderungen, die es als OB in Giengen zu bewältigen galt, viel mitgenommen“, sagt Elser, der die acht Jahre in Giengen auch als Teil des persönlichen Reifeprozesses beschreibt.
Bürgerinnen und Bürger bitten um Bewerbung
Die Entscheidung, sich jetzt für eben jene Stelle zu bewerben, die er schonmal ausfüllte, sei auf die Summe mehrerer Faktoren zurückzuführen: Er sei in den vergangenen Wochen von vielen Bürgerinnen und Bürgern gebeten worden, noch einmal für das Amt zu kandidieren. Auch große Teile des Gemeinderats stünden seiner Bewerbung positiv gegenüber. Zudem passe auch die familiäre Situation – die Kinder stünden mittlerweile auf eigenen Füßen.
„Natürlich fragt man sich mit 55, ob das nochmal sein muss. Aber ich spüre große Lust, mich zur Wahl zu stellen und würde das Amt gerne erneut ausüben“, so Elser.
Die Chancen, dass er gewählt wird, schätzt er als gut ein, fügt aber an: „Es entscheidet ja nicht der Gemeinderat, sondern die Bürgerinnen und Bürger, die ich überzeugen muss.“ Das dürfte insbesondere für Sonnenbühlerinnen und Sonnenbühler gelten, die in etwa jünger als 30 sind und ihn nicht aus seiner Bürgermeister-Zeit vor Ort kennen. So ist in den nächsten Wochen Wahlkampf angesagt in einer Gemeinde, die finanziell gut aufgestellt sei und strukturell auch gut dastehe.
Sein Wahlprogramm beinhaltet nicht wie das seines Amtsnachfolgers in Giengen fünf Sterne. Vielmehr will er Sonnenbühl mit fünf Strahlen auf Kurs halten. Bislang gilt es, sich gegen zwei weitere Kandidaten durchzusetzen. „Das wird kein Selbstläufer, aber ich bin hoch motiviert“, sagt Elser durchaus überzeugend.
Gerrit Elser
Giengens früherer Oberbürgermeister wurde 1970 geboren, ist verheiratet und hat gemeinsam mit seiner Frau Evelyn drei mittlerweile erwachsene Kinder. Elser studierte Rechtswissenschaften in Tübingen und Freiburg mit anschließendem Referendariat am Landgericht Tübingen und dem Abschluss als Volljurist. Von 1999 bis 2009 war er Bürgermeister der Gemeinde Sonnenbühl, von 2009 bis 2017 Oberbürgermeister der Stadt Giengen. 2017-2018 Mitglied der Geschäftsführung der Sonnenbühler Firma Sowitec, 2021 und 2022 Pandemiebeauftragter des Landkreises Reutlingen.
Im Frühjahr 2022 kandidierte er um den OB-Posten in Weingarten. Wenige Wochen vor der Wahl wurde er allerdings bei einem Unfall, bei dem ihm auf seiner Spur ein Fahrzeug entgegenkam, leicht verletzt, seine Frau hingehen schwer. Bei der Wahl war er letztlich chancenlos.
Sonnenbühl ist eine Gemeinde auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb südlich von Reutlingen. Der Sitz der Gemeindeverwaltung ist im Ortsteil Undingen. In Sonnenbühl leben etwa 7100 Einwohnerinnen und Einwohner.