Energiegewinnung

Darum sind die Windräder am Kirnberg bei Giengen vom Tisch

Drei Windräder hat die Stadt am Kirnberg geplant. Doch daraus wird nichts. Die Initiative „Bürger für Giengen freut sich“. Sie hatte das Vorhaben stark kritisiert.

Die einen freuen sich, andere wiederum sind wegen der Entscheidung enttäuscht: Der Regionalverband Ostwürttemberg hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, dass die Flächen am „Hohen Stich“ – im Stadtwald nördlich von Giengen gelegen – kein Vorranggebiet für Windkraft sind.

Eine endgültige Entscheidung für oder gegen Windräder im Bereich des Kirnbergs wäre das nicht gewesen. Die wäre im Herbst gefallen.

Doch schon jetzt erklärt die Stadtverwaltung auf Nachfrage, dass die nun „erfolgte Entscheidung des Regionalverbandes und die Stellungnahmen im Anhörungsverfahren den geplanten Beitrag der Stadt Giengen zum Klimaschutz durch Windräder am Hohen Stich beenden“. Die Verwaltung der Stadt Giengen bedauere diesen Verlauf, akzeptiere aber „natürlich die Entscheidung“.

„Wir sehen an diesem Standort von Windkraft ab, auch wenn Investoren bereitstanden und drei Windräder zur Klimaneutralität in Giengen einen relevanten Beitrag geleistet hätten“, so Oberbürgermeister Dieter Henle.

Die Entscheidung für den Verzicht dürfte dazu führen, dass eine von Beginn des Vorhabens kontrovers geführte Diskussion ein Ende findet: In der öffentlichen Gemeinderatssitzung im Februar des vergangenen Jahres gab es bereits eine engagierte Beratung. Diese war mit einer Stellungnahme der Verwaltung zu einer umfangreichen, kritischen Anfrage der Initiative „Bürger für Giengen“ verbunden. Die Initiative hatte argumentiert und gefordert, dass der Kirnberg für die Erholung der Bevölkerung wichtig sei und geschont werden soll. Gefragt wurde zudem, wie die Bauteile der Windkraftanlagen an die jeweiligen Standorte kommen sollen, wie groß die Schneisen werden, die in den Wald geschlagen werden müssten und wie das Waldgebiet nach dem Aufstellen aussehen würde. Die Initiative um ihren Vorsitzenden Michael Zirn – mittlerweile Stadtrat in den Reihen des CDU-Wählerblocks – monierte seinerzeit, dass die Stadt Giengen „um jeden Preis“ den Kirnberg als Vorranggebiet für Windenergie ausweisen lassen wolle, weil sie dort über eigene Flächen verfüge und in den Genuss von Pachteinnahmen und Abgaben kommen wolle, obwohl es geeignetere Standorte gebe.

In der Sitzung des Gemeinderats stimmte der Gemeinderat letztlich dafür, die Windpotenzialflächen am „Hohen Stich“ beim Regionalverband zu melden. 

„Das war damals eine gute Entscheidung im Sinne unseres Klimas vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass es wirksamen Klimaschutz nicht ohne Kompromisse gibt“, sagt OB Henle im Rückblick. Aktuell erlebte man „einmal mehr eine klimatische Sondersituation: extreme Hitze unter anderem auf Sizilien – und in Verbindung damit in den Alpen mitten im Sommer Erdrutsche, Schneefälle und die Gefahr von Hochwasser“.

Bürgerinitiative freut sich über Entscheidung

Die Bürgerinitiative hingegen begrüßt die Entscheidung, dass der Kirnberg kein Vorranggebiet wird. Gegen das Aufstellen von Windkraftanlagen an besagter Stelle spreche unter anderem die schlechte Windhöffigkeit: Sie liege weit unter dem geforderten Maß, und das werde auch vom Regierungspräsidium und anderen Institutionen bemängelt. Am Kirnberg/Hoher Stich sei die niedrigste Windhöffigkeit auf der gesamten Gemarkung Giengens. Es sei davon auszugehen, dass ein wirtschaftlicher Betrieb nur möglich ist, weil derzeit noch hohe Subventionen für Windkraftanlagen an benachteiligten Standorten bezahlt würden. Volkswirtschaftlich mache das keinen Sinn. Darüber hinaus wird auf die Erhaltung des Naherholungsgebiets und den Umweltschutz verwiesen.

Vorgabe: Giengen soll bis 2035 klimaneutral sein

Der Gemeinderat der Stadt Giengen hat in seiner Klausurtagung im Mai 2023 das Klimaschutzmanagement aufgenommen und dabei – ehrgeiziger als Bund und Land – die Klimaneutralität Giengens bis 2035 vorgegeben. Es gilt dabei, die Stadt zu reellen Preisen auf möglichst ökologische Weise mit Energie zu versorgen. Als Faktoren gelten die konsequente Nutzung der regionalen Wärmeplanung sowie der Fotovoltaik und Windenergie.

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