Haushalt

Wo das Geld 2026 in Gerstetten hinfließt – und warum sich die Gemeinde nicht alles leisten kann

In Gerstetten wurde jetzt der Haushaltsplanentwurf für das Jahr 2026 eingebracht. Insgesamt sollen elf Millionen Euro investiert werden. Größter Batzen ist das Feuerwehrgerätehaus. Haushaltskonsolidierung ist jedoch das Gebot der Stunde.

Für Matthias Heisler ist es ein Jahr der ersten Dinge, denn in der ersten Amtszeit gibt es natürlich einiges, was man als Bürgermeister zum ersten Mal machen muss. Nun war es die Einbringung des Haushaltsplanentwurfs für das Jahr 2026. „Etliche Posten sind enthalten, etliche andere leider nicht“, sagte er in der jüngsten Sitzung des Gerstetter Gemeinderats. Denn die Wünsche und Ideen seien größer, als es die Finanzlage der Gemeinde erlaube.

Feuerwehr, Straßen und ein Festplatz in Gussenstadt

Elf Millionen Euro sollen insgesamt investiert werden. Davon entfällt das meiste auf den Neubau des Feuerwehrmagazins, ein Acht-Millionen-Euro-Projekt, mit dessen Bau in diesem Jahr begonnen werden soll, nachdem nun die notwendigen Förderbescheide eingetroffen seien, so Heisler. Zudem sind Straßensanierungen geplant – mit der Lessing- und der Querstraße zwei Maßnahmen, die zu 60 Prozent aus dem Landessanierungsprogramm gefordert werden. Am Standort der alten Turn- und Festhalle in Gussenstadt soll zudem ein neuer Festplatz entstehen. Und wenn man den Blick zeitlich etwas weiter nach vorne schweifen lässt, stehen da der Kindergarten St. Katharina in Gerstetten, das Bildungszentrum und die Sanierung der Musikschule auf dem Plan.

Die Personalkosten machen mit mehr als zehn Millionen Euro inzwischen fast ein Drittel des Volumens des Ergebnishaushaltes aus, erläuterte Heisler. Dieses Jahr wurden mit dem Tarifabschluss die Entgelte der Beschäftigten um drei Prozent angehoben, im Mai wird eine Erhöhung um 2,8 Prozent folgen. „Eine gute Bezahlung ist für die Arbeit, die täglich in Verwaltung, bei der Kinderbetreuung oder auch im technischen Bereich geleistet wird, unerlässlich“, so der Bürgermeister. Trotz der steigenden Kosten habe man den Personalschlüssel in Kinderbetreuungseinrichtungen angehoben – über den Mindestschlüssel des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg. „Damit haben wir aber nur die Wirklichkeit in den Einrichtungen wahrgenommen und mit Eigenmitteln ausgeglichen, was das Land seit Jahren versäumt.“

Kein ausgeglichener Haushalt in Gerstetten

Aufgrund der erschwerten Rahmenbedingungen – Heisler nannte globale Konflikte, die sich auf kommunaler Ebene auswirkten, sowie wachsende von Bund und Ländern auferlegte Aufgaben – werden 2026 und in den kommenden Jahren die geplanten Ausgaben die geplanten Einnahmen übersteigen. Damit sei Gerstetten keine Ausnahme, sondern die Regel. Schon 2024 sei es mehr als 60 Prozent der Kommunen in Baden-Württemberg nicht möglich gewesen, einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen. Und der Anteil ist laut Heisler heuer nochmal deutlich gestiegen. Die sogenannte Konnexität werde von Bund und Land zunehmend missachtet.

Das Konnexitätsprinzip besagt, dass diejenige öffentliche Ebene, die eine neue Aufgabe oder eine Verpflichtung beschließt, auch die damit verbundenen Kosten tragen muss. „Auch wegen dieser Missachtung müssen wir sowohl unsere Ausgaben und Investitionen als auch unsere Einnahmen überprüfen und Prioritäten setzen.“ Bei letzterem sprach der Bürgermeister explizit den geplanten Windpark im Teichhau an, bei dem man ab Fertigstellung jährlich mit einer sechsstelligen Summe aus Gewerbesteuer und Kommunalabgabe rechnen könne.

Die Investitionsoffensive des Bundes

Auch auf die Investitionsoffensive des Bundes mit Sondervermögen für Schulen, Kitas, Straßen und Digitalisierung ging Heisler ein. „Das ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, um Kommunen bei den immer weiter wachsenden Aufgaben zu entlasten.“ Aber es bleibe wohl eine relativ übersichtliche Geldspritze und wie viel davon in Gerstetten ankomme, wisse man noch nicht. Die strukturellen Probleme würden damit aber nicht gelöst. „In ein paar Jahren stehen wir am selben Punkt, nur mit mehr Schulden. Die große Politik muss verstehen, dass Kommunen handlungsfähig bleiben müssen und endlich in Reformen einsteigen.“ Dazu gehöre in erster Linie auch eine Entschlackung der vielen Vorschriften.

Haushalt 2026: So geht es weiter

Nachdem sich die Gemeinderäte mit dem Zahlenwerk vertraut machen konnten, wird es am 4. November in der Sitzung des Verwaltungsausschusses die Möglichkeit geben, Fragen zum Haushaltsplanentwurf 2026 zu stellen. In der Gemeinderatssitzung am 18. November folgen die Stellungnahmen der Fraktionen. „Dann können Anträge gestellt oder Änderungen vorgeschlagen werden“, erläuterte Bürgermeister Matthias Heisler. Diese werden dann von der Verwaltung aufgearbeitet und im Ausschuss am 25. November bzw. 2. Dezember zur Diskussion und Abstimmung gestellt. Daraus resultierende Änderungen werden in den Haushaltsplan eingearbeitet, sodass am 16. Dezember die Haushaltssatzung für 2026 beschlossen werden kann.

„Das bedeutet mehr Arbeit und Zeit, hilft uns aber auch, den Gesamtüberblick zu wahren“, begründete Heisler das neue Vorgehen. Und eine Regel stellte der Bürgermeister auf: „Beantragte Änderungen, die sich finanziell auswirken, müssen einen Vorschlag der Deckung beinhalten.“ Es gebe viele wünschenswerte Vorhaben, „aber wir müssen abwägen, welche Maßnahmen den größten Nutzen für den größten Teil unserer Gemeinde haben“. Auch dafür werde es im November eine Klausurtagung geben.