Die Windkraft-Gegner vom Verein „Pro Teichhau“ sind derzeit Dauergast in kommunalen Gremien. Bei der Sitzung des Dettinger Ortschaftsrats vergangene Woche waren sie mit ihren Transparenten vor Ort, ebenso wie in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats in Herbrechtingen. Nun auch im Gerstetter Rat. Auf der Tagesordnung stand ein verwaltungsinterner Vorgang, bei dem der Errichtung der fünf geplanten Windkraftanlagen das sogenannte gemeindliche Einvernehmen erteilt werden sollte.
Was sich anhört, als könnte der Gemeinderat mit einer Nicht-Erteilung das ganze Bauvorhaben im Handumdrehen stoppen, ist allerdings weit gefehlt. Genau das hatten Bürgermeister Matthias Heisler und Bauamtsleiter Hannes Bewersdorff den Gegnern schon mehrfach erklärt. Sowohl in der Sitzung des Ortschaftsrats als auch an einer Veranstaltung des Vereins „Pro Teichhau“ Mitte September. Denn zuständig für die Genehmigung von Windenergieanlagen ist die untere Immissionsschutzbehörde und damit das Landratsamt Heidenheim. Aufgabe der Gemeinde sei lediglich die Abgabe einer Stellungnahme als Träger öffentlicher Belange im Rahmen des Beteiligungsverfahrens.

In der Sitzung erfolgten weitere Erklärungen: Das Waldgebiet im Teichhau sei bereits 2014 rechtskräftig vom Regionalverband Ostwürttemberg als Vorranggebiet für Windkraft ausgewiesen worden, führte Bewersdorff aus. Und das heißt, dass die von den Gegnern vorgebrachten Argumente, wie etwa, dass sich durch die Windräder das Landschaftsbild ändern werde, bereits abgewogen und bewertet worden seien. Das gemeindliche Einvernehmen könne man jedoch jetzt nur verweigern, wenn es einen konkreten neuen Hinderungsgrund für das Bauprojekt gebe. „Und den sehen wir nach aller Abwägung nicht.“ Und würde das Einvernehmen widerrechtlich nicht erteilt, „kann das Landratsamt als Rechtsaufsichtsbehörde das gemeindliche Einvernehmen einfach ersetzen“.
Schon vor elf Jahren stimmte der Gerstetter Rat dafür
Wenn Windstärke, Siedlungsabstand und Umweltauswirkungen nicht bereits geprüft worden wären, wäre das Gebiet gar nicht in Regionalplan aufgenommen worden, bekräftigte Gemeinderat Franz Kraus (Freie Wähler). Der Gemeinderat habe 2014 zugestimmt, dass dieses Wind-Vorranggebiet entsteht, und noch im März 2024 habe das Gremium mit großer Mehrheit für die Windkraft im Teichhau votiert. 19 Räte stimmten zu der Zeit mit Ja, zwei mit Nein.
„Bei manchen Dettingern gibt es Zweifel, ob sich der Sachverhalt zwischen 2014 und 2025 verändert hat“, merkte Georg Jäger (KWG/SPD) an. "Aber es gibt keine gravierenden Veränderungen, die uns veranlassen könnten, anders als vor elf Jahren zu entscheiden.“ Er begleite den Prozess von Anfang an positiv und stehe nach wie vor dafür ein. Die Höhe der Anlagen habe sich seit 2014 verändert, meinte dagegen Dagmar Schröm (FWV). „Und zwar von 163 auf 263 Meter. Die visuelle Dominanz schreckt mich und solche Windräder gehören für mich nicht in den Wald.“
Welche ganz konkreten Auswirkungen das Projekt auf die ökologische Funktion des Waldes im Teichhau haben wird, wird laut Bauamtsleiter Bewersdorff in den kommenden Monaten und im Rahmen des Genehmigungsverfahrens von der zuständigen Fachbehörde genauer geprüft. Dem schenken die Windkraft-Gegner offenbar keinen Glauben. Während der Erläuterungen wurde im Saal gezischelt, empört geschnaubt und gelacht. Worte wie „lächerlich“ und Sätze wie „Ich könnte kotzen“ fielen.
Drohkulisse aufgebaut?
Mit einer emotionalen Ansprach meldete sich Dettingens Ortsvorsteherin Silke Schock zu Wort. „Die Mehrheit in Dettingen ist der Meinung, dass wir erneuerbare Energien brauchen. Und wenn es sein muss, dann eben auch einen Windpark vor unserer Haustür.“ Das habe sich in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats allerdings niemand getraut zu sagen, "weil die Situation zu bedrohlich war". Es habe sie erschreckt, mit welch aggressiver Grundstimmung eine regelrechte Drohkulisse von den Windkraft-Gegnern aufgebaut worden sei.
„Wir alle sind Ehrenamtliche, die sich in ihrer Freizeit für unseren Ort engagieren“, führte Schock weiter aus. „War es das Ziel der Aktivisten, uns einzuschüchtern? Ist das ihr Verständnis von Demokratie? Ich bin gespannt, wie viele von diesen jetzt so umtriebigen Basisdemokraten sich bei der nächsten Wahl aufstellen lassen werden.“ Sie sei beunruhigt darüber, dass sich "nur noch die Spalter in den Vordergrund drängen". Diese seien nicht in der Mehrzahl, sondern einfach nur lauter. Bei diesen Worten verließen mehrere Windkraft-Gegner den Saal. Schock ließ sich davon nicht beirren und beschwor das Wir-Gefühl in der Gemeinde: „Anstatt viel zu spät gegen geltendes Recht zu kämpfen, sollten wir zusammen überlegen, wie wir das positiv für uns alle nutzen können, etwa durch die Gründung einer Energiegenossenschaft.“
Bürgermeister beleidigt?
Damit erntete Silke Schock Applaus aus dem Gremium und Dank von Bürgermeister Heisler. „Manche Individuen haben Maß und Ziel verloren“, bestätigte er ihre Aussagen. In der Sitzung des Ortschaftsrats wäre manches gesagt worden, was nicht mehr in Ordnung gewesen sei. „Und was ich mir auf dem Weg zum Auto anhören musste, war weit weg von guter Kinderstube.“ Daher sah er sich veranlasst, geheim abstimmen zu lassen, um die Gemeinderäte vor weiteren möglichen Anfeindungen und Bedrohungen zu schützen. Das Ergebnis: Mit 15 Ja- und 6 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen erteilte der Gemeinderat das Einvernehmen zum Bauprojekt.
Die Unterschriften gegen den Windpark
907 Unterschriften gegen Windkraft im Teichhau waren dem Gerstetter Bürgermeister vor einigen Tagen ausgehändigt worden. Gültig davon waren laut Matthias Heisler allerdings nur 309 Unterschriften. Der Rest sei nicht zuordenbar gewesen, weil Angaben gefehlt hätten, es habe sich um Mehrfachunterschriften gehandelt und es hätten Personen unterschrieben, die nicht Bürger der Gemeinde Gerstetten sind. „Natürlich können auch Anwohner aus Eselsburg unterschreiben, aber wir als Gemeinde Gerstetten sind dafür nicht zuständig.“ 194 Unterschriften seien von Dettingern geleistet worden, was ziemlich genau zehn Prozent der Einwohner entspricht.