Förderquote von 90 Prozent

Wie teuer der Glasfaserausbau in Gerstetten und Heuchstetten für die Gemeinde wird

Nachdem es keinen Anbieter mehr gibt, der das Glasfasernetz im Hauptort Gerstetten und im Ortsteil Heuchstetten eigenwirtschaftlich ausbauen will, wird die Gemeinde die Kosten selbst stemmen und deshalb Fördermittel beantragen.

Nur weil ein Unternehmen Interesse an einem eigenwirtschaftlichen Ausbau des Glasfasernetzes in einer Gemeinde bekundet, heißt das noch lange nicht, dass es auch dazu kommt. Das weiß man in Gerstetten ganz genau. Gleich mehrere Telekommunikationsunternehmen hatten nacheinander einen Ausbau geplant und sich dann wieder zurückgezogen. Zuletzt war das die Firma „Grüne Glasfaser“, die 2024 Interesse bekundete und dann im Frühjahr 2025 mitteilte, dass kein Ausbau geplant sei. Das geht aus einer Sitzungsvorlage des Gerstetter Gemeinderats hervor.

Weil es nun keine weiteren Interessenten gibt, hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, für den Hauptort Gerstetten und den Ortsteil Heuchstetten den Weg des geförderten Ausbaus zu gehen. Das bedeutet, dass die Gemeinde die Bauarbeiten vergibt und dafür bezahlt, allerdings mit einer 50-prozentigen Förderung durch den Bund und einer 40-prozentigen durch das Land.

Wie Susanne Ernst aus der Stabstelle des Bürgermeisters in der Sitzung erklärte, hat die Gemeindeverwaltung eine Markterkundung bei der Firma Geo Data beauftragt, die zu dem Ergebnis kam, dass es in Gerstetten und Heuchstetten circa 1600 förderfähige Adressen gibt. Falls alle diese Adressen tatsächlich Glasfaser erhalten sollen, schätzt Geo Data die Kosten auf ungefähr 24,2 Millionen Euro. Nach Abzug der erwarteten Fördermittel würden also 2,4 Millionen Euro bei der Gemeinde verbleiben.

Baubeginn wohl nicht vor 2028

Welche Anschlüsse förderfähig sind, ergibt sich hauptsächlich aus der aktuellen Versorgungssituation, also daraus, wie schnell das Internet an der jeweiligen Adresse ist. Der Großteil der nicht förderfähigen Adressen in Gerstetten wird laut Ernst von Vodafone versorgt und verfügt im Moment über bessere Internetgeschwindigkeiten als die förderfähigen Adressen.

Wenn der Förderantrag bald gestellt wird, wofür sich der Gemeinderat aussprach, rechnet die Gemeindeverwaltung mit einer baulichen Umsetzung im Zeitraum zwischen 2028 und 2032. Das klingt erstmal reichlich spät, liegt aber laut Ernst im üblichen Rahmen. Auf Nachfrage erklärt sie, dass mit dem Förderbescheid wahrscheinlich Anfang 2026 zu rechnen sei, danach müsste ein Netzbetriebsvertrag abgeschlossen und mit den Planungen begonnen werden. Bei 1600 Anschlüssen würden Planung und Bau auch einfach eine gewisse Zeit brauchen.

Gerstetten soll sich „nicht abhängen lassen“

Im Gemeinderat äußerte sich Bürgermeister Matthias Heisler zur Situation: „Auch zehn Prozent der Kosten sind verdammt viel Geld, aber es nicht zu machen, wäre ein fatales Signal“. Die Gewerbetreibenden in der Gemeinde würden Glasfaser benötigen, und auch für die private Nutzung würde es bei immer größeren Datenmengen in Zukunft immer relevanter werden.

Auch Franz Kraus (FWV) sprach bei den Ausgaben von „gut investiertem Geld“ und wies darauf hin, dass diese sich ja auf einen Zeitraum von mehreren Jahren verteilen und somit nicht mehr ganz so bedrohlich erscheinen würden. Georg Jäger (KWG/SPD) betonte nochmal, dass man sich „wirtschaftlich nicht von diesem Standortvorteil abhängen lassen“ dürfe.

Frank Schied (Grüne und Unabhängige) fragte nach, ob die mit Mitteln der Gemeinde verlegten Leerrohre später an den Netzbetreiber vermieten werden würden. Ernst antwortete darauf, dass durch das in Gerstetten gültige Betreibermodell pro Anschluss Geld vom Betreiber an die Gemeinde fließen würde; diese Einnahmen würden allerdings mit der Förderung verrechnet werden.

So ist die Glasfasersituation in der Gesamtgemeinde

Die Weiler und Höfe auf dem Gebiet der Gemeinde Gerstetten werden im Rahmen des geförderten Ausbauprogramms „Weiße Flecken“ an das Glasfasernetz angeschlossen, verantwortlich dafür ist die Firma Netcom BW. Sie agiert auch in Dettingen, Heuchlingen und Heldenfingen, wo sie eigenwirtschaftlich ausbaut. Eine Sondersituation gibt es in Gussenstadt: Die dortige Energiegenossenschaft schließt Häuser, die im Rahmen des Wärmenetzes mit Wärme versorgt werden, auch gleich ans Glasfasernetz an.

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