Viel Gesprächsbedarf gab es bei der Verabschiedung des Gerstetter Haushalts für 2026 in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats nicht mehr. Bürgermeister Matthias Heisler sagte, er glaube, „dass wir hier ein gutes Werk haben, bei allen Herausforderungen der Zeit“. Dann stimmte der Gemeinderat einstimmig für den Plan.
Dessen Kernzahlen lagen im Vorbericht für das Haushaltsjahr vor: Für das kommende Jahr werde sowohl mit steigenden Einnahmen als auch mit steigenden Aufwendungen geplant, heißt es dort. Daraus ergebe sich eine „strukturell mangelhafte Finanzausstattung“ der Gemeinde und ein Investitionsstau in Teilen des Immobilienbestands der Gemeinde, bei den Gemeindestraßen, den Wasserleitungen und im Kanalnetz.
Minus lässt sich nicht vermeiden
Im Ergebnishaushalt, der die laufenden Erträge und Aufwendungen einer Gemeinde abbildet, rechnet man in Gerstetten mit einem Minus von mehr als 1,7 Millionen Euro, es muss also zum Ausgleich auf Rücklagen aus den Vorjahren zurückgegriffen werden. Besonders abhängig sei die Gemeinde von äußeren Faktoren, wie den finanziellen Zuwendungen des Landes und den zu zahlenden Umlagen an Landkreis und Land.
So nimmt Gerstetten 8 Millionen Euro durch Gewerbesteuer und Grundsteuer ein, erhält zudem einen Gemeindeanteil von 8,5 Millionen Euro an der Einkommenssteuer und 7,6 Millionen Euro in Schlüsselzuweisungen. 7,7 Milionen Euro muss Gerstetten wiederum selbst zur Kreisumlage beitragen.
Der größte Posten für die Verwendung in der Gemeinde sind die Personalaufwendungen, die mit rund 10,2 Millionen Euro zu Buche schlagen. Damit liegen sie circa eine Million Euro höher als noch im Vorjahr. Laut den Erläuterungen zum Haushaltsplan liegt das an einer Tariferhöhung sowie an dem angehobenen Personalschlüssel in der Kinderbetreuung. Die diesbezüglichen Ausgaben würden sich aber natürlich nur erhöhen, wenn auch passendes Personal für die ausgeschriebenen Stellen gefunden wird.
Auf der Ausgabenseite befinden sich unter anderem auch Unterhaltskosten für die gemeindeeigenen Gebäude in Höhe von 810.000 Euro. Der Zuschussbedarf beim Feuerschutz beträgt 620.000 Euro, der für die Schulen liegt bei 560.000 Euro. Für die Musikschule wendet die Gemeinde 280.000 Euro auf, Hallen und Sportplätze verursachen Kosten von mehr als einer Million Euro. Für den Unterhalt der Straßen sind circa 620.000 Euro veranschlagt. Abschreibungen in Höhe von 1,7 Millionen Euro stehen auf der Ertragsseite Auflösungen von Zuschüssen in Höhe von 670.000 Euro gegenüber.
Flächengemeinden besonders gefordert
„Die strukturelle Ertragsschwäche des Ergebnishaushalts“, so steht es im Vorbericht für das Haushaltsjahr 2026, „resultiert aus dem weiterhin unterdurchschnittlichen Gewerbesteueraufkommen im Vergleich mit Gemeinden unserer Größenklasse, dem andererseits überdurchschnittliche Aufwendungen für den Erhalt der Infrastruktur in der Fläche gegenüberstehen.“
Der Gemeinderat und die Verwaltung wollen, auch wegen der erwarteten demografischen Entwicklung, die Konsolidierung bei den Gemeindefinanzen weiter vorantrieben. Eine explizit genannte Strategie, um Geld zu sparen, ist zum Beispiel das Verkaufen von Immobilien, die auf längere Sicht nicht zur Erfüllung der Aufgaben der Gemeinde benötigt werden.
Im Finanzhaushalt, der die liquiden Mittel der Gemeinde abbildet, wird für 2026 mit einem Zahlungsmitteldefizit von mehr als einer Million Euro gerechnet. Dieser Haushalt muss nicht in jedem Jahr ausgeglichen werden, aber es muss sichergestellt werden, dass die Gemeinde immer ausreichend Mittel besitzt, um die anfallenden Zahlungen zu leisten.

