Was sich bereits Anfang Oktober abzeichnete, ist nun traurige Realität geworden: Bald hat die Gastronomie im historischen Bahnhotel in Gerstetten wieder keinen Hüter mehr. Denn die Mitglieder der Bahnhotel-Genossenschaft stimmten bei einer Versammlung dafür, das Konstrukt aufzulösen. Wie es in einer Pressemitteilung der Genossenschaft heißt, informierte der zuständige Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwalt bei der Versammlung über die Ablehnung der Eintragung ins Genossenschaftsregister durch den Genossenschaftsverband und über die finanzielle Situation.
Zu letzterem Thema heißt es in der Mitteilung, die Besucherzahlern hätten sich „nicht so entwickelt, dass eine wirtschaftlich auskömmliche Entwicklung eingetreten ist“. Nach einer kurzen Diskussion über das Gehörte hätten die circa 80 anwesenden Mitglieder die Auflösung akzeptiert. Als Liquidatoren wurden die drei Gesellschafter Franz Nerad, Reinhard Mallow und Erwin Krajewski bestellt. Zum letzten Mal seine Pforten öffnen wird das Bahnhotel dann am Sonntag, 2. November.
Finanzen und ein „Formfehler“
Auf Nachfrage durch die Heidenheimer Zeitung äußerten sich Mallow und Nerad noch einmal schriftlich dazu, warum eine Eintragung ins Genossenschaftsregister und somit die vollständige Gründung nie erfolgen konnte: Die Gründe dafür seien ein formaler Fehler und das „negative erwirtschaftete Ergebnis“ bei den Finanzen gewesen.
Der Pressesprecher des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, Marcus Gernsbeck, erklärt auf Nachfrage, dass der Verband kein Interesse daran habe, Gründungen zu verhindern oder behindern. Im Falle der Gerstetter Genossenschaft hätten insgesamt nur zwei Gespräche stattgefunden. Das erste sei vor über einem Jahr angebahnt worden, als die Idee für die Genossenschaft aufkam. Damals hätten Vertreter des Verbands erklärt, was es alles für eine erfolgreiche Gründung brauche.
Beim zweiten Gespräch, im September dieses Jahres, habe man den Gerstetter Genossen mitteilen müssen, „dass aufgrund der bekannten Tatsachen eine positive Begutachtung unwahrscheinlich ist“. Gemeint ist damit wohl, dass das für die Eintragung im Genossenschaftsregister notwendige Gründungsgutachten zu einem so späten Zeitpunkt und in einer solchen finanziellen Lage nicht mehr angefangen werden brauche.
Einlagen sind verbraucht
Denn wirklich gut um die Kasse stand es noch nie, wie Mallow und Nerad jetzt durchblicken lassen: „Uns war klar, dass ein positives Betriebsergebnis nicht von Anfang an erreicht werden konnte. Die Ergebnisse wurden von Monat zu Monat besser, aber sie waren noch immer nicht im auskömmlichen Bereich.“ Zuletzt gab es dann keinen Spielraum mehr, die Einlagen seinen gänzlich verbraucht. Das bedeutet auch, dass von den 298 Anteilen á 500 Euro nichts zurückgezahlt wird.
Den Mitgliedern wurden die finanziellen Probleme aber nicht verschwiegen, sondern laut Mallow und Nerad im August bei einer Versammlung mitgeteilt. Damals war man übereingekommen, „dass die Zeit für eine endgültige Bewertung der Situation noch zu kurz war“. Die Darlegung bei der Versammlung im Oktober sei also für keinen der Anwesenden eine Überraschung gewesen.
Noch kein Ausblick möglich
In der darauffolgenden Diskussion sei hauptsächlich davon die Rede gewesen, dass es schade um die Einrichtung ist, dass der Versuch, die Gastwirtschaft zu betreiben, aber leider nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte. „Die Tatsache, dass drei der handelnden Personen zu ihrer Verantwortung stehen, wurde mit großem Respekt zur Kenntnis genommen“ heißt es weiter.
Wie es auf lange Sicht mit dem Bahnhotel weitergeht, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen. „Natürlich würden es alle Beteiligten begrüßen, wenn die Gastronomie fortgeführt werden könnte. Aber das kann sie erst, wenn dieses Projekt sauber abgeschlossen worden ist“, so Mallow und Nerad. Der Vorteil für einen künftigen Betreiber sei, dass die Küche und die Gasträume in einem guten Zustand hinterlassen werden.