Reicht das Personal?

Gerstetter Rettungswache muss künftig voraussichtlich rund um die Uhr besetzt sein

Aktuell ist das DRK in Gerstetten täglich zwölf Stunden lang im Einsatz. Wegen eines neuen Gesetzes könnte sich das schon bald ändern. So ist das Rote Kreuz auf eine zweite Schicht vorbereitet.

Seine neue Rettungswache in Gerstetten hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Mitte Januar bezogen. Alles noch recht frisch also für die Mitarbeiter des Heidenheimer Rettungsdiensts. Und doch könnte ihnen schon bald eine weitere Neuerung bevorstehen. Und zwar die Betriebszeit der Wache betreffend. Aktuell ist der Neubau an der Heuchstetter Straße – wie auch bislang die provisorische Rettungswache in einer angemieteten Wohnung am Marktplatz – täglich von 8 bis 20 Uhr besetzt. In absehbarer Zeit ist allerdings ein Wechsel in den Rund-um-die-Uhr-Betrieb wahrscheinlich. Das kündigte David Richter, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdiensts Heidenheim-Ulm, vergangene Woche bei der offiziellen Inbetriebnahme der neuen Wache an.

Ausschlaggebend ist eine Änderung des Rettungsdienstgesetzes in Baden-Württemberg. Aktuell schreibt das Regelwerk eine Hilfsfrist von zehn bis 15 Minuten vor. Innerhalb dieser Zeit, ab Alarmierung, müssen die Rettungskräfte am Einsatzort eintreffen. Im neuen Gesetz soll nun aber eine Planungsfrist von zwölf Minuten gelten, einzuhalten in 95 Prozent der Fälle. Wie auf Nachfrage Jens Hofele, Rettungsdienstleiter beim Heidenheimer DRK, sagt, kann in den kommenden zwei Monaten mit der Gesetzesänderung gerechnet werden. Ein genauer Zeitpunkt lasse sich allerdings nicht vorhersagen.

Zwölf Stunden dauert die Schicht für die Sanitäter. Hier ein Blick in den Aufenthaltsraum mit Küche. Rudi Penk

24/7 in Gerstetten: Von Heidenheim wären nicht alle Orte innerhalb von zwölf Minuten erreichbar

Sicher ist aber: Mit dem neuen Gesetz muss die Rettungswache in Gerstetten täglich 24 Stunden lang besetzt sein. Denn bliebe es bei den aktuellen Betriebszeiten, könnte die zwölfminütige Planungsfrist in den Nachtstunden nicht immer eingehalten werden. Je nach Einsatzort eben, sagt Rettungsdienstleiter Hofele und nennt als Beispiel einen Notfall in Gussenstadt. Die Anfahrt von Heidenheim aus würde ziemlich sicher den zeitlichen Rahmen sprengen.

Die Entscheidung über die Betriebszeiten der Gerstetter Wache obliegt allerdings nicht dem DRK allein. Das Sagen hat hier der Bereichsausschuss Rettungsdienst, dem neben den unterschiedlichen Hilfsorganisationen unter anderem auch Vertreter der Krankenkassen, des Landratsamts, des Krankenhauses und der Kreisärzteschaft angehören. Erst wenn das Gremium grünes Licht für den Rund-um-die-Uhr-Betrieb in Gerstetten gibt, kann das DRK tätig werden.

Auch Pausen müssen möglich sein: Insgesamt drei Ruheräume stehen dem Personal in Gerstetten zur Verfügung. Rudi Penk

Konkret würde das bedeuten: mehr Personal für die neue Wache. Derzeit ist in Gerstetten von 8 bis 20 Uhr eine Rettungswagenbesatzung vor Ort – ein Notfallsanitäter, ein Rettungssanitäter und meist ein Notfallsanitäterschüler. Ihre Schicht dauert zwölf Stunden. Durch die Ausweitung der Betriebszeiten wäre demnach eine zweite Schicht nötig, die abends um 20 Uhr zur Ablöse kommt.

Mehr Personal nötig: Wie will das DRK Heidenheim das stemmen?

Wie Jens Hofele sagt, sieht sich das DRK Heidenheim in der glücklichen Lage, personell gut aufgestellt zu sein. „Da wir laufend ausbilden, wären wir hier auch recht kurzfristig einsatzbereit.“ Mehr Personal speziell für Gerstetten gibt es aber auch bei einer Ausweitung der Einsatzzeiten nicht. Schon jetzt werden Mitarbeiter aus dem Heidenheimer Pool nach Gerstetten entsendet.

Neben einer Umkleide sind im 306 Quadratmetern großen, neuen Domizil des DRK außerdem Dusch- und Sanitärräume, Lagerräume, Dienst- und Schulungsraum sowie eine Fahrzeughalle untergebracht. Rudi Penk

Nichts geändert hat sich durch den Neubau der Rettungswache übrigens am Gebiet, das von Gerstetten aus rettungsdienstlich abgedeckt wird: Von der Wache an der Heuchstetter Straße aus werden neben Gerstetten selbst auch dessen Teilorte Heuchstetten, Gussenstadt, Dettingen und Heldenfingen sowie Söhnstetten und Altheim angefahren. Letzteres liegt zwar eigentlich im Ulmer Gebiet, hätte vom nächsten Rettungswagen-Standort in Langenau aus aber eine sehr weite Anfahrt.

So oft sind die Lebensretter von Gerstetten aus im Einsatz

800 Notfalleinsätze werden jedes Jahr von Gerstetten aus abgedeckt. Das entspricht etwa 2,2 Einsätze pro Tag – durchschnittlich jedenfalls. Im Alltag aber, sagt Rettungsdienstleiter Jens Hofele, kann es natürlich vorkommen, dass die Einsatzkräfte allein an einem Tag achtmal alarmiert werden, an anderen gar nicht.