Auf den so schlichten wie einprägsamen Namen „Hunger“ hört eine noch recht junge Heavy-Metal-Band aus dem spanischen Sevilla, die im September ihre Debüt-EP „Ruler of the Wolves“ veröffentlichen wird. Das allein wäre aus Heidenheimer Sicht noch keine Erwähnung wert. Auch dass die beiden Frauen und ihre beiden männlichen Kollegen hinter „Hunger“ entschieden haben, den fünf Eigenkompositionen eine Coverversion zur Seite zu stellen, ist nicht ungewöhnlich.

Überraschend ist aber ihre Wahl: Sie haben „Beware the Demons“ aufgenommen, einen Song der einst in Gerstetten gegründeten Band „Stormwitch“, der nie als offizielle Studioversion erschienen ist.
Junge Spanier wollen Tribut zollen
Warum „Stormwitch“? Die Antwort aus Spanien klingt geradezu ehrfürchtig: „Es ist eine Kultband.“ In der musikalischen Untergrund-Szene, in der „Hunger“ aktiv ist, sei die Hexen-Band von der Ostalb „sehr populär“. Mehr noch: „Für uns waren sie eine der größten Inspirationen, deshalb wollten wir ihnen Tribut zollen.“
Hinter „Hunger“ stehen Sänger Dizzy D., die Gitarristin Jara Solis und ihr Kollege Rudolf V. sowie Bassistin Vick Rodriguez. Einen festen Schlagzeuger hat die Band derzeit nicht, bei den Aufnahmen fürs Debüt setzte sich Fabio Alessandrini hinters Schlagzeug, der unter anderem bei „Annihilator“ gelernt hat, für Vorschub sorgen.

Tatsächlich klingt „Hunger“ wie eine Zeitreise in die Sturm-und-Drang-Phase des deutschen Heavy Metal in den Achtzigerjahren. Kritiker Andreas Neuderth vom Fachblatt „Deaf Forever“, ausgewiesener Experte für nach dem Reinheitsgebot von 1980 gebrauten Metal, zückte für das Debüt acht von zehn Punkten.
Was hat es nun mit dem geheimnisvollen „Beware the Demons“ auf sich? „Wir haben den Song zu Beginn oft live gespielt, aber er hat es nie auf ein Album geschafft“, bestätigt Stefan Kauffmann. Der heutige „Witchbound“-Gitarrist war vor Jahrzehnten Mitgründer von „Stormwitch“ und hat den geradezu mystischen Song zusammen mit dem 2013 verstorbenen Gitarristen Harald Spengler geschrieben.
Live-Versionen in schlechtem Klang
Dass der Song vollkommen unveröffentlicht geblieben ist, ist auch nicht ganz richtig. Auf einer vor wenigen Jahren erschienen Wiederveröffentlichung des dritten „Stormwitch“-Albums „Stronger than Heaven“ war das Stück als Bonus in einer Liveversion zu hören. „Leider ist die Soundqualität nicht so toll“, sagt Kauffmann. Auch auf der neuen Version des zweiten Albums „Tales of Terror“ ist der Song live zu hören, dort aber unter dem Titel „Evil Omen“. Bei Youtube gibt es außerdem einen Konzertmitschnitt von 1984 in Geislingen, auch dort ist „Beware the Demons“ zu hören.
Die spanische Interpretation des Songs wird ab 5. September unter anderem auf Bandcamp zu hören sein.
Nur wenige Coverversionen
Die Zahl der „Stormwitch“-Coverversionen ist überschaubar. 1997 veröffentlichte die schwedische Band „Hammerfall“ auf ihrem Debüt „Glory to the Brave“ eine Interpretation von „Ravenlord“. In Italien nahm sich knapp zehn Jahre später die Band „White Skull“ die Ballade „Tears by the Firelight“ vor. Die Spanier von „Hunger“ sind demnach mutmaßlich die dritte Band in der seit 1979 anhaltenden Geschichte von „Stormwitch“, die mit einem Cover an die Öffentlichkeit geht.