Seit dem Frühjahr 2024 könnte man denken, dass das Rettungszentrum am nördlichen Ortseingang von Gerstetten fertig ist: Es finden keine Bauarbeiten mehr statt, und Polizei und DRK sind längst eingezogen. Das alles täuscht aber darüber hinweg, dass die größte Arbeit noch zu tun ist. Gemeint ist eine neue Feuerwache, die für mehr als acht Millionen Euro entlang der Heuchstetter Straße gebaut werden soll. Fünf Jahre nach den ersten Planungen war es nun in der jüngsten Sitzung des Gerstetter Gemeinderats so weit: Einstimmig beschlossen die Rätinnen und Räte den Bau und machten damit den Weg für die Vergabe der ersten Gewerke frei. Losgehen soll es mit den Bauarbeiten noch in diesem Jahr.
Doch was genau wird eigentlich gebaut? Diese Frage beantworte Heribert Gall vom Ingenieurbüro Gall mit seinem Vortrag in der Gemeinderatssitzung. Im Wesentlichen soll das Gebäude in West-Ost-Richtung entlang der Heuchstetter Straße verlaufen, mit einer Fahrzeughalle, die sieben Stellplätze und eine Waschhalle enthält, auf der Nordseite. Diese Ausrichtung werde auch dabei helfen, die Lärmbelastung für die im Süden beginnende Wohnbebauung zu reduzieren, so Gall.
Viel Platz für Technik und Feuerwehrleute
An die Fahrzeughalle soll sich im Süden ein zweigeschossiger Gebäuderiegel anschmiegen, der aber durch die Hanglage auf der Südseite nur eingeschossig wirkt. Dessen Untergeschoss soll unter anderem Technikräume und ein Schlauchlager enthalten. Im Obergeschoss des Gebäuderiegels befinden sich unterschiedliche Räume, von Büros über einen Jugendraum bis zu einem Archiv.
Westlich an die beschriebenen Räumlichkeiten schließt sich ein Gebäudeteil mit Nord-Süd-Ausrichtung an, der im Erdgeschoss einen Alarmeingang sowie Umkleide- und Bereitschaftsräume enthält. Im Obergeschoss befindet sich ein Schulungsraum, der circa 70 Personen Platz bieten soll, dazu das Florianstüble und eine Küche. Aus diesem Gebäudeteil ist auch ein Zugang zum nördlich gelegenen Übungsturm möglich.
Der westliche Gebäudeteil soll ein Satteldach erhalten, der Rest wird als Flachdach ausgeführt. Diese Flachdächer sollen mit einer PV-Anlage mit einem Peak von 68 kW ausgestattet werden. Die Wärmeerzeugung funktioniert über zwei Luft/Wasser-Wärmepumpen im Außenbereich, die Warmwasserbereitung über Elektro-Durchlauferhitzer. Außerdem soll ein stationäres Notstromdieselaggregat in einem Containergehäuse aufgestellt werden.
Möglichkeit zur Erweiterung eingeplant
Fahrzeughalle, Untergeschoss und alle Bauteile mit Kontakt zum Erdboden werden laut Gall in Stahlbetonbauweise ausgeführt, für das Obergeschoss kommt Holzrahmenbauweise zum Einsatz. Die tragende Konstruktion des Übungsturms wird aus Stahl bestehen.
Im Außenbereich werden laut Gall alle zu schaffenden Fahrwege und der Hof asphaltiert, die Parkplätze für die Feuerwehrmitglieder sollen gepflastert werden. Der Rest des Außenbereiches biete ausreichend Platz für die Versickerung von Regenwasser. In Richtung des DRK- und Polizeigebäudes bleibt noch etwas Platz, „im Moment eine Art Hinterhof“, so Gall, den man aber in Zukunft für eine Erweiterung der Fahrzeughalle nutzen könne.
Die Verkehrsführung ist so geplant, dass die Feuerwehrleute für die Anfahrt zur Wache eine neue Einfahrt an der Heuchstetter Straße nutzen und westlich des Gebäudes parken. Die Feuerwehrfahrzeuge verlassen das Gelände im Osten über die bereits bestehende Ausfahrt auf die Osterstraße. So soll es möglichst wenig Kreuzungspunkte geben.
Baubeginn eventuell im Dezember
Damit aus den Plänen Realität werden kann, müssen jetzt die verschiedenen Gewerke ausgeschrieben werden. Das Gewerk Rohbau, zu dem hauptsächlich Erd- und Betonarbeiten gehören, ist laut Gall das größte, mit Kosten von über einer Million Euro, und müsse deshalb öffentlich ausgeschrieben werden. Alle anderen Gewerke könnten beschränkt ausgeschrieben werden, die Verwaltung kann also eine Vorauswahl an Unternehmen treffen und von diesen Angebote anfordern.
Über die ersten Vergaben könne der Gemeinderat dann in seiner Sitzung am 18. November entscheiden, so Gall. Ein Baubeginn wäre dadurch theoretisch am 18. Dezember möglich, aber natürlich spiele auch die Witterung eine Rolle. Bis Ende Juli 2027 sollen die Bauarbeiten jedenfalls abgeschlossen sein. „Das ist ein sportlicher Zeitplan, aber es ist wichtig, dass man gleich mal straff beginnt“, sagte Gall.
Gerstettens Bürgermeister Matthias Heisler lobte zum Abschluss die Planungen. „Da ist viel diskutiert worden, und das ist auch richtig so“, sagte Heisler. „Aber mit diesem Ergebnis können alle sehr zufrieden sein“. Heisler betonte auch die Bedeutung der feuerwehrtechnische Fachförderung nach dem Programm Z-Feu, über das die Gemeinde mehr als 800.000 Euro für den Bau der Feuerwache erhält. Aus dem Ausgleichsstock des Landes gibt es zudem weitere 1,8 Millionen Euro. „In Summe ist das recht gut herausgelaufen“, kommentierte Heisler; er gab aber auch zu bedenken, dass die Förderung trotz allem nur ein Drittel der Gesamtsumme ausmache.
Ursprünglich nur ein Gebäude geplant
Als im Jahr 2020 mit der Planung für das Blaulichtzentrum am Ortseingang begonnen wurde, war die Zielsetzung, Polizei, DRK und Feuerwehr in einem Gebäude unterzubringen. Mit Blick auf die Finanzierung und mögliche Zuschüsse musste dieses Ziel aufgegeben werden, weshalb zunächst ein Gebäude für DRK und Polizei gebaut wurde, das diese im Februar beziehungsweise August 2024 bezogen.