Kommen Aldi und Müller?

Neuer Supermarkt, neue Drogerie und 20 Wohnungen: Diese Pläne gibt es für eine innerörtliche Fläche in Gerstetten

In einer Sitzung des Gerstetter Gemeinderats wurden ambitionierte Pläne für die Logistikfläche nördlich des Pommernwegs und südlich des Bahndamms vorgestellt. Dort könnten ein Supermarkt, eine Drogerie und Wohnungen hinkommen. Warum es von den Rätinnen und Räten aber nicht nur Lob dafür gab:

Bereits fünf Jahre ist es her, dass Architekt und Städteplaner Werner Hillmann von der MKS Architekten-Ingenieure GmbH zusammen mit anderen Investoren das Gelände zwischen Bismarckstraße, Pommernweg und Bahndamm in Gerstetten gekauft hat, auf dem einst die Firma Zwisstex produzierte. Gegen die Pläne für eine Wohnbebauung im großen Stil und mit vierstöckigen Gebäuden auf dieser Fläche äußerte der Gemeinderat Bedenken, und die Investoren gaben diese danach auf, weil ein Bau unter den neuen Bedingungen wohl nicht profitabel gewesen wäre. So wurde die Fläche an ein Logistikunternehmen vermietet; aber wie sich jetzt herausstellt, wurden im Hintergrund weitere Überlegungen angestellt.

Diese stellte Werner Hillmann nun in der jüngsten Sitzung des Gerstetter Gemeinderats vor. Ein Mischgebiet mit 20 Wohneinheiten, einem Lebensmittelmarkt, einem Fachmarkt und Stellplätzen schwebt ihm vor. Die Zufahrt soll größtenteils über die Bismarckstraße erfolgen. Die Pläne sind so gehalten, dass sie in den Bebauungsplan von 1968 passen, der an dieser Stelle ein Mischgebiet vorsieht; unter anderem deshalb sind sowohl die Märkte als auch Wohnungen vorgesehen. Einzig die Gebäudeecken des Fachmarktes reichen in die vom Bauplan vorgesehene Freifläche entlang der Bismarckstraße hinein, hierfür bräuchte Hillmann also eine Befreiung.

Supermarkt, Drogeriemarkt und Bäcker

Die Gebäude der beiden Märkte will Hillmann vermieten, den Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche von 1050 Quadratmetern höchstwahrscheinlich an Aldi, den Fachmarkt mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern eventuell an Müller, allerdings sei man auch noch mit anderen Drogeriemärkten im Gespräch.

„Für Aldi ist Gerstetten ein weißer Fleck“, sagt Hillmann, die nächste Aldi-Filiale befindet sich in der Heidenheimer Weststadt. Das Gebäude, das der Lebensmittelgroßhändler in Gerstetten beziehen möchte, soll auch einen Bäcker mit Cafébereich enthalten. Beide Gebäude möchte der Architekt modern und hell gestalten, mit Wandelemente aus Beton und einer Holzfassade davor. Zur Einsparung von Energie wird alles im KfW-40-Standard gebaut, der Lebensmittelmarkt soll zudem mit der Abwärme der Kühlanlagen geheizt werden.

Die 20 Wohnungen, die in mehreren Gebäuden auf der südlichen Seite des Geländes entstehen sollen, werden laut Hillmann seniorengerecht sein, jeweils zwei bis vier Zimmer enthalten und Grundflächen zwischen 55 und 104 Quadratmetern vorweisen. Auf den Gebäuden sollen sich PV-Anlagen befinden, für eine eventuelle zukünftige Speicherung des überschüssigen Stroms via Wasserstoff sollen die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Die Errichtung würde dank des Einsatzes von Modulen laut Hillmann nur wenigen Wochen dauern.

Mögliches Verkehrsaufkommen bereitet Sorgen

Aus den Reihen der Gemeinderätinnen und -räte gab es für diese Planung, die laut Sitzungsvorlage „versucht, diese Lage wieder in Wert zu versetzen“, nicht nur Lob, sondern auch einige Bedenken. Am häufigsten wurde wegen der zukünftigen Verkehrssituation vor Ort nachgefragt. Thomas Häcker (FWV) merkte an, dass die Anlieferung mit Lkws zu den Märkten eine Lärmbelastung für die Umgebung darstellen könnte, vor allem weil das Gelände leicht erhöht über dem benachbarten Wohngebiet liege.

Simon Illenberger (Grüne und Unabhängige) wollte wissen, ob es nicht durch die Anfahrt von Kunden zum Aldi zu einer höheren Verkehrsbelastung im Pommernweg kommen werde. Auch Dr. Hansjörg Gunsilius (FWV) befürchte verkehrstechnische Probleme für die Anwohner, wenn täglich mehrere hundert Kunden den Markt besuchen würden und regte an, ob man nicht die Zufahrt über den Pommernweg aufs Gelände begrenzen oder baulich erschweren könne.

Zu diesen Bedenken äußerte sich Hillmann ausführlich und merkte an, dass das Lkw-Aufkommen auf einer Logistikfläche, für welchen Zweck das Grundstück in den vergangenen Jahren genutzt wurde, deutlich höher wäre. Der Aldi-Markt würde dagegen nur einmal am Tag beliefert werden. Und die Zufahrt zum Grundstücks über den Pommernweg stehe im Bebauungsplan und könne nicht so einfach untersagt werden. Eine Änderung könne man eventuell im laufenden Verfahren nachreichen, „aber ich will mich nicht am Ende deswegen von der Bauaufsicht vorführen lassen“, so Hillmann, vor allem, da er bereits Geld in die ersten Schritte des Projekts investiere.

Keine reine Wohnbebauung möglich

Manche Räte hinterfragten auch, ob ein Lebensmittelmarkt, zumindest an dieser Stelle, nötig sei. „Brauchen wir überhaupt noch einen Supermarkt?“, fragte Häcker. Andere Räte befürchteten eine Konkurrenzsituation im Ort. Georg Jäger (KWG/SPD) sagte, dass innerörtliche Wohnbebauung immer begrüßenswert sei, vor allem an so einem „wunderbaren Südhang“ und sprach sich dafür aus, einen größeren Teil der Fläche für Wohnbebauung zu nutzen.

„Natürlich würde ein Aldi-Markt den vorhandenen Märkten das Leben ein Stück weit schwerer machen“, sagt Hillmann zu den vorgebrachten Punkten. Für die Einwohner von Gerstetten sei in der Konkurrenz aber auch ein Vorteil enthalten, vor allem, weil Aldi „eine andere Preisschiene“ bediene als die anderen Märkte in der Nähe. Mehr Wohneinheiten halte er immer für eine gute Idee, aber 2021 habe sich der Plan einer reinen Wohnbebauung zerschlagen, und seitdem habe sich die Situation bei der Finanzierung weiter verschlechtert. Das Konzept, dass er jetzt habe, sei wirtschaftlich und werde auch eine Bank überzeugen.

Umzug könnte Ortskern schwächen

Sorge hatten einige der Gemeinderäte auch über die Folgen eines Umzugs der Müller-Filiale aus der Wilhelmstraße an den Pommernweg. „Man muss zu schätzen wissen, was wir noch an Einkaufsmöglichkeiten im Ortskern haben“, sagte Jakob Köpf (FWV). Die Symbiose zwischen den Geschäften dort solle man nicht beeinträchtigen. Franz Kraus (FWV) betonte, man müsse verhindern, „dass der Ortskern ausblutet“. Ein Drogeriemarkt und ein Bäcker außerhalb davon würden ihm Sorgen machen.

Hillmann entgegnete, dass das Geschäft für Müller im Ortskern immer schwerer werde, weil der Drogeriemarkt dort zu wenig Verkaufsfläche und Parkplätze habe. Deshalb sei der Konzern schon länger auf der Suche nach einem besseren Standort in Gerstetten oder in der Umgebung. Im neuen Gebäude könne er in Zukunft ein sehr breites Angebot aufstellen, was zum Vorteil der Einwohner von Gerstetten wäre.

Abschließend wies Bürgermeister Matthias Heisler darauf hin, dass es trotz der vorangegangenen Diskussion in der Sitzung nur darum gehe, die Pläne zur Kenntnis zu nehmen. Der Bauherr werde nun seinen Bauantrag stellen, und vor der Abstimmung über das gemeindliche Einvernehmen würden alle mit dem Projekt verbundenen Belange geprüft werden.