Wirtschaft

Gardena-Werk in Heuchlingen: Noch keine Entscheidung über Expansionspläne

Schon 2023 hätte laut den ursprünglichen Plänen mit der Expansion des Heuchlinger Gardena-Werks begonnen worden sollen. Inzwischen ist 2025 weit fortgeschritten, und das Unternehmen bestätigt, dass es in diesem Jahr ebenfalls nicht losgehen wird.

Zwischenzeitlich gab es viel Bewegung am Gardena-Werk nahe Heuchlingen: Von April bis Dezember 2024 war die L 1164 gesperrt, um Baggern und Lkw Platz zum Arbeiten zu bieten. Doch bei diesen Arbeiten ging es nicht etwa um die lang angekündigte Gardena-Expansion, sondern nur um die Erschließung des Geländes mit zwei Linksabbiegerspuren sowie um die Sanierung der Landesstraße und den Bau eines Radwegs.

Auf dem Gelände selbst sind zwar immer noch Arbeiten im Gange, aber ob jene in Bezug zum geplanten Distributionszentrum im Osten des bestehenden Gebäudes stehen, bleibt unklar. Auf Nachfrage erklärt Gardena-Pressesprecher Heribert Wettels nur die Natur der Arbeiten: Die östliche Zufahrt werde gerade angebunden, dort entstehe auch eine Bushaltestelle und eine Werksstraße. Diese Straße soll die Einfahrt über eine Pforte mit dem aktuellen Parkplatz verbinden. „Darüber hinaus wird das Gelände eingezäunt und abgesichert“, so Wettels.

Entscheidung wohl nicht mehr im Jahr 2025

Was auf jenem Teil des Geländes danach geschehen soll, darüber möchte die Firma laut Wettels nichts weiter sagen. „Wir verstehen das Interesse der Öffentlichkeit an der mittel- und langfristigen Zukunft. Leider können wir zu diesem Zeitpunkt jedoch keine konkreten Aussagen treffen.“ Das aber nicht, weil die Pläne für die Expansion des Werkes vom Tisch sind, sondern, weil „noch keine Entscheidungen in die eine oder andere Richtung getroffen wurden“, so Wettels. „Aus meiner Sicht ist nicht damit zu rechnen, dass in diesem Jahr noch eine abschließende Entscheidung getroffen wird“, fügt er hinzu.

Das wäre nicht die erste Verschiebung eines Zeitplans in der Geschichte der geplanten Werks-Expansion: Bereits 2021 veröffentlichte Gardena seine Pläne für die Erweiterung des Heuchlinger Standortes. Die Produktionsfläche sollte von 9000 auf 19.000 Quadratmeter erhöht werden, die Zahl der Mitarbeiter von 300 auf 700 bis 900. Damals wurde mit einem Baustart Anfang 2023 geplant.

Im April 2022 begannen dann archäologische Grabungen auf dem Erweiterungsgelände. Im August erhielt der benötigte Bebauungsplan Gültigkeit. Im Dezember kaufte Gardena die umliegenden Grundstücke; doch die Grabungen dauerten an. Bis April 2023 sollten sie abgeschlossen sein, ließ das Landesdenkmalamt verlautbaren. Dieser Termin erwies sich als nicht haltbar, die Arbeiten zogen sich den ganzen Sommer hin.

Investition in Erschließung

In der Zwischenzeit vergaben die Gemeinde Gerstetten und das Land Baden-Württemberg die Arbeiten an Landstraße, Linksabbiegespuren und Radweg für insgesamt 2,5 Millionen Euro. Im September 2023 gab das Landesdenkmalamt die Flächen um das Werk zur Bebauung frei. An einen baldigen Baustart war aber nicht zu denken. Von Gardena war zu hören, dass die ursprüngliche Planung erst überarbeitet werden müsse.

Im Dezember 2023 hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens, dass der Startschuss für die Bauarbeiten sich ins Jahr 2025 verschieben werde. Als Grund wurde die allgemeine Wirtschaftslage und das veränderte Kaufverhalten der Verbraucher genannt. Gemeint war damals, dass der Versand von Paletten zurückging und der von Paketen anstieg. Nun wird 2025 aller Wahrscheinlichkeit nach weder mit dem Bau des Hochregallagers, noch mit dem des Distributionszentrums begonnen.

Archäologie als Feind der Bauprojekte?

Einer, für den die Gardena-Expansionspläne von großer Wichtigkeit sind, ist Gerstettens Bürgermeister Matthias Heisler. Denn wenn diese umgesetzt werden, könnte die Gemeinde mehrere hundert Arbeitsplätze und weitere Gewerbesteuereinnahmen dazugewinnen. Heisler hält nicht die Wirtschaftslage oder die Verbraucher für das größte Hindernis für die Expansion, sondern die archäologischen Ausgrabungen auf der Fläche.

Natürlich mache jeder Akteur, also Verwaltung, Firma und Landesdenkmalamt nur seinen jeweiligen Job, „aber die Verhältnismäßigkeit ist meiner Meinung nach nicht gegeben“, so Heisler. Archäologie sei wichtig, aber ob es noch archäologisch zu würdigen sei, wenn man an verschiedenen Orten in der Gemeinde „die gleiche Tonscherbe ausgräbt“, bezweifelt Heisler. Dem Gegenüber würden hunderte Arbeitsplätze stehen und, wenn die Expansionspläne fallengelassen werden würden, eine Gefahr für die anderen Werke in der Region – in Niederstotzingen und in Ulm – die in der Produktion aufeinander und auf das Werk in Heuchlingen abgestimmt sind.

Als Lösung für das Problem von häufigen oder langanhaltenden Grabungen sieht Heisler ein anderes Finanzierungsmodell für diese Projekte. „Im Moment ist es so, dass das Landesdenkmalamt bestellt und die Gemeinden bezahlen“, sagt Heisler. Diesen Geburtsfehler könne das Land beheben, wenn es dem Landesdenkmalamt begrenzte Mittel zur Verfügung stellen würde, aus dem Projekte finanziert werden müssen. Der entstehende Kostendruck würde laut Heisler zu anderen Entscheidungen führen.

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