Die eigene Stimme ist ein Instrument, das, richtig eingesetzt, allein für sich schon viel bewirken kann. Zusammen mit anderen Stimmen aber kann es nicht nur etwas bewirken, sondern auch richtig bewegen. Das wissen all diejenigen, die sich regelmäßig in Chören zusammenfinden, um gemeinsam zu singen, und diejenigen, die ihnen dabei zuhören.
150 Jahre alt wird der Liederkranz Heldenfingen in diesem Jahr. Groß gefeiert wurde das bereits im Juni bei einem großen Jubiläumswochenende mit Festabend und Festumzug. Am 11. und 12. Oktober soll noch einmal der Chorgesang im Mittelpunkt stehen, wenn am Samstagabend „People in Motion“ und am Sonntagvormittag der gemischte Chor des Liederkranzes auf der Bühne der Heldenfinger Kliffhalle stehen.
Am Anfang ein 14-köpfiger Männerchor
Bis dahin hat der Verein schon eine lange Reise hinter sich gebracht: 1875 gegründet von 14 sangesfreudigen Männern, entstand 1978 der gemischte Chor. 1994 beschritt man wieder neue Wege mit der Gründung des ersten jungen Chors im Bezirk Heidenheim, des „People in Motion“.
Heute hat der Liederkranz Heldenfingen 153 Mitglieder, freilich nicht nur aktive, sondern auch passive. Und wie viele andere Vereine auch, kämpft auch er mit Nachwuchssorgen: „Vor allem der gemischte Chor ist in den vergangenen Jahren geschrumpft“, sagt Conny Kieback vom Vorstandsteam. Aus diesem Grund habe man auch eine Singgemeinschaft gegründet, mit Chören aus Gussenstadt und Heuchstetten. Warum soll ein Konzept, das im Fußball klappt, nicht auch beim Singen funktionieren?
Beim zweiten Chor des Liederkranzes sieht es glücklicherweise anders aus: Die „People in Motion“ gibt es seit 31 Jahren und der Chor, der auf moderne Musik setzt, hat keine Nachwuchssorgen. Fast 30 Sängerinnen und Sänger gehören dazu, die Altersspanne reicht laut Kieback von 15 bis 74 Jahren. Der Chor setzt auf mutige Ideen, auf neue Interpretationen und auf Abwechslung im Repertoire. Zu verdanken hat er das vor allem auch Chorleiterin Ola Pukowiec-Arnold, die seit 2003 und mit nur kurzer Unterbrechung ihre Erfahrung als Musikerin einbringt. Das allerdings ist alles andere als selbstverständlich: Pukowiec-Arnold lebt in Dublin/Irland. Einmal im Monat fliegt sie nach Deutschland und bleibt ein paar Tage, um mit den „People in Motion“ zu proben. Bei den anderen festen Probenterminen wird sie vertreten.
Konzerte, die fast wie kleine Musicals sind
„Ola schreibt alle unsere Chorsätze selbst“, lobt Kieback. „Deshalb können wir als Chor auch diesen individuellen Stil haben.“ Zu diesem individuellen Stil gehört auch, dass die Chorkonzerte nicht einfach nur eine Aneinanderreihung einzelner Lieder sind, sondern dass jeder einzelne Auftritt eine Geschichte erzählen soll. „Jedes einzelne Lied wird dann Teil dieser Geschichte“, versucht die Dettingerin zu erklären. „Es hat am Ende eher etwas von kleinen Musicals.“ Wer bei „People in Motion“ mitmachen möchte, darf sich also hin und wieder auch auf einen kleinen Schauspielpart einstellen. Und nicht nur das: Jedes Mitglied des Chores bekommt die Chance auf einen Solopart, sofern er oder sie das möchte. Das Rampenlicht scheint damit nicht nur auf die große Gruppe, sondern auch auf jedes einzelne Chormitglied.
Wie für alle anderen Vereine bedeutete die Corona-Zeit auch einen großen Einschnitt für die Heldenfinger Chöre. „Der gemischte Chor konnte zwei Jahre lang eigentlich überhaupt nichts machen“, erinnert sich Kieback. Keine Proben, keine Auftritte. Die „People in Motion“ behalfen sich mit Online-Proben. „Wir haben auch Videos gemacht: Jeder einzelne nahm sich zu Hause auf und Olas Mann schnitt nachher ein Video zusammen, das wir auf Facebook veröffentlicht haben.“ Das Gefühl, gemeinsam in einem Raum zu sein und zu singen, konnte das aber natürlich nicht ersetzen.
Die Organisation übernimmt unser Beirat und als helfende Hände wird meistens die ganze Familie und der Freundeskreis mit eingespannt.
Conny Kieback, Liederkranz Heldenfingen
Wenn es darum geht, Auftritte oder gar Feste wie das Jubiläumswochenende zu organisieren, braucht es im Hintergrund ausreichend Helferinnen und Helfer. Auch das scheint in Heldenfingen zu funktionieren: „Die Organisation übernimmt unser Beirat und als helfende Hände wird meistens die ganze Familie und der Freundeskreis mit eingespannt“, sagt Kieback. Um welchen Chor es dabei geht, spielt dann übrigens keine Rolle: „Die beiden Chöre unterstützen sich immer gegenseitig.“
Wer nun Lust bekommen hat, mitzumachen, darf sich jederzeit beim Liederkranz melden – auch, wer nicht aus Heldenfingen stammt. Vor allem bei „People in Motion“ spielt das heute ohnehin keine Rolle mehr: Lediglich eine Handvoll Mitglieder stammt tatsächlich noch aus dem Gerstetter Teilort. Der Rest kommt aus dem nahen und fernen Umkreis. Was die Menschen verbindet, ist einzig und allein die Liebe zu und der Spaß am Gesang.
Nochmal zwei Auftritte zum Jubiläum
Am Wochenende des 11. und 12. Oktobers treten die beiden Chöre des Liederkranzes noch einmal in der Heldenfinger Kliffhalle auf. Das Konzert der „People in Motion“ trägt den Titel „Ocean’s +/-26, 11 waren einfach nicht genug“. Der junge Chor nimmt sein Publikum dabei mit nach Las Vegas und erzählt die Geschichte eines (fast) perfekten Raubs – mit viel Musik, Witz und jeder Menge Überraschungen. Beginn ist am Samstag, 11. Oktober, um 19.30 Uhr. Karten gibt es unter www.people-in-motion.de.
Der Gemischte Chor des Liederkranzes lädt dann am Sonntag, 12. Oktober, zu einem musikalischen Frühschoppen ein. Beginn ist um 11.30 Uhr.