Weltweiter Stellenabbau

Wie geht es am Dischinger Varta-Standort weiter?

Der Batteriekonzern Varta baut Hunderte Stellen ab. Ein "Freiwilligenprogramm" wie in Ellwangen soll es am Standort Dischingen nach jetzigem Stand nicht geben. Wie sich die Krise aufs Härtsfeld ausgewirkt hat.

Wie geht es am Dischinger Varta-Standort weiter?

Das Dischinger Varta-Werk wird nach aktuellem Stand wohl um ein Programm zum Stellenabbau herumkommen. Während am Standort Ellwangen einer Pressemitteilung zufolge ein „Freiwilligenprogramm“ aufgesetzt wurde mit dem Ziel, 88 Arbeitsplätze abzubauen, ist eine solche Maßnahme in Dischingen offenbar nicht geplant.

Varta hatte im April angekündigt, weltweit etwa 800 Vollzeitstellen abzubauen. Die Hälfte dieses Ziels wollte das Unternehmen durch übliche Fluktuation, auslaufende Verträge und den Abbau an internationalen Standorten erreichen. „Durch zielgerichtete Maßnahmen“ wie diese sei ein Großteil des Abbaus bereits erzielt worden, heißt es weiter in der Pressemitteilung.

Abbauprogramm in Dischingen “aktuell nicht erforderlich”

Dass beispielsweise über nicht verlängerte Zeitverträge auch Stellen in Dischingen entfallen sind, wird seitens der Varta-Pressestelle weder dementiert noch bestätigt. Unternehmenssprecher Christian Kucznierz erklärt auf Nachfrage, man sei im Ellwanger Freiwilligenprogramm „schon sehr weit“. Daher seien vergleichbare Programme an anderen Standorten „aktuell nicht erforderlich“.

Über die monetären Details des Freiwilligenprogramms haben Unternehmensleitung und Betriebsrat zwar Stillschweigen vereinbart. Vermeldet wurde aber, dass das Programm auf „doppelter Freiwilligkeit“ basiere. Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssten demnach beide einem Aufhebungsvertrag zustimmen. Diese Verträge enthielten neben einer Grundabfindung auch „Steigerungsbeträge bei bestehenden Unterhaltspflichten gegenüber Kindern und Schwerbehinderung“. Sprich: Je höher das persönliche Risiko, umso höher fällt die Abfindung aus.

Erst vor vier Wochen hatte der Batteriehersteller verkündet, dass der Vorstand durch Michael Giesswein auf der Position des Chief Restructuring Officers (CRO) erweitert worden sei. Der 43-Jährige war bereits im April ins Unternehmen gekommen, und hatte zuvor unter anderem die Brauerei Oettinger in einer Restrukturierung unterstützt.

Kosteneinsparungen beim Personal angestrebt

In Bezug auf das in Ellwangen gestartete Freiwilligenprogramm sagte Giesswein, es sei „ein wichtiger Schritt, den Konzern wieder auf einen stabilen Kurs zu bringen“. In intensiven Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern seien gute Lösungen für „einvernehmliche“ Kosteneinsparungen im Personalbereich zu finden.

Die Maßnahmen zur Restrukturierung waren von der Varta-Spitze bereits im Herbst 2022 ergriffen worden, nachdem Umsatz und Gewinn signifikant gesunken waren. In einem ersten Schritt wurden damals die Mitarbeitenden des Nördlinger-Varta Werks in Kurzarbeit geschickt.

Varta erwartet für 2023 weniger Umsatz

Für das laufende Jahr hatte das Unternehmen zunächst einen Umsatz von 850 bis 880 Millionen Euro prognostiziert, Ende April wurden die Erwartungen jedoch auf 820 bis 870 Millionen gesenkt. Anfang Juli wurde hingegen ein „weiterer Fortschritt bei der Restrukturierung“ verkündet. Demnach hatte Varta mit seinen finanzierenden Banken und dem Mehrheitsaktionär „eine umfassende Sanierungsvereinbarung“ unterzeichnet, die unter anderem die Aufrechterhaltung der bestehenden Finanzierung bis Ende 2026 enthält.

Dischingen wurde von der Krise hart getroffen

Bei einem Besuch bei Dischingens Bürgermeister Dirk Schabel hatte Varta-Vorstandssprecher Dr. Markus Hackstein im Mai betont, man werde seitens seines Unternehmens alles tun, um dem Standort auf dem Härtsfeld eine Zukunft zu ermöglichen. Im Dischinger Werk werden vor allem Haushaltsbatterien in großer Stückzahl hergestellt. Zuletzt lag die Produktionskapazität bei 1,75 Milliarden Zellen pro Jahr. Im Zuge der Krise wurde die Produktion allerdings gedrosselt, nachdem der Absatz von Haushaltsbatterien im vergangenen Jahr ebenfalls deutlich gesunken war.

Dischingen war von der Krise bei Varta hart getroffen worden: Ende 2022 musste die Gemeinde bereits geflossene Gewerbsteuer in siebenstelliger Höhe zurückzahlen. Unter dem Eindruck dieses Steuerausfalls wurden Vorhaben wie der lange geplante Rathausneubau auf den Prüfstand gestellt.