Die Wälder der Region beheimaten viele bedrohte und einzigartige Lebensformen. Dank einer Zusammenarbeit der Gemeinde Dischingen und der Umweltstation Mooseum setzen sich vermehrt junge Menschen für den Erhalt dieser Lebensformen ein. Für die Auflichtung von Stillgewässern wurde der Gemeinde Dischingen vor Kurzem die Leader-Plakette verliehen. Doch was bedeutet überhaupt „Auflichtung von Stillgewässern“? Inwiefern ist die Umweltstation Mooseum aus Bächingen darin involviert? Und welche Rolle spielt Leader in dem Vorhaben?
Eine bewährte Zusammenarbeit auf der Ostalb
„Junge Erwachsene wollen in ihrer Freizeit nicht spielen, sondern wirklich etwas tun. Dabei ist unsere Zusammenarbeit entstanden“, erklärt Sebastian Diedering von der Umweltstation Mooseum. So kam das Team der Umweltstation aus Bächingen mit der Gemeindeverwaltung Dischingen und der örtlichen Revierförsterin Beatrix Diedering zusammen, um regionale Naturschutzprojekte gemeinsam mit jungen, engagierten Menschen zu gestalten.
Junge Erwachsene wollen in ihrer Freizeit nicht spielen, sondern wirklich etwas tun.
Sebastian Diedering, Umweltstation Mooseum
Bereits im vergangenen Jahr haben sich etwa 30 Jugendliche und junge Erwachsene freiwillig gemeldet, um an einem Septemberwochenende bei einer Waldpflegeaktion den Lebensraum lokaler und bedrohter Schmetterlingsarten zu sichern und damit dem ökologischen Haushalt der Wälder rund um Dischingen einen Schub zu geben. Beim „Öko-Werk“ wurde im Bereich der oberen Gemeinde zwischen Schloss Taxis und Schrezheim ein Wochenende lang nicht nur gearbeitet, sondern auch gezeltet, gemeinsam gekocht, am Lagerfeuer gesessen und sich kennengelernt.
Im Laufe des Julis dieses Jahres fanden sich dann 19 junge Interessierte aus der Gemeinde zusammen, um erneut aktiv zu werden. „In diesem Wald gibt es zwei Tümpel. Die dortigen Lebewesen im Wasser haben eine Vielfalt von Lebensräumen verdient“, erklärt Diedering. Wenn diese Tümpel komplett von allen Seiten bewachsen sind, dringt kein Sonnenlicht hindurch. Das haben die Helferinnen und Helfer des Öko-Werks geändert: Nun erreicht Sonnenlicht wieder das Wasser, das dennoch weiterhin genügend Schatten bietet – Auflichtung eben. „Damit sorgen wir dafür, dass wichtige und sonst seltene Lebensräume geschaffen werden“, so Diedering.

Förderung vom EU-Projekt „Leader“
Beatrix Diedering, Revierförsterin in Dischingen, hatte gemeinsam mit ihrem Mann Sebastian die Idee, das Öko-Werk der Umweltstation – anders als in den Jahren zuvor – nicht mehr als Jugendcamp für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren anzubieten, sondern einen effektiven Arbeitskreis zu schaffen. Die Gemeinde stimmte der Anfrage sofort zu, schließlich ist sie für den Erhalt geschützter Arten verpflichtet. Und nicht nur eine Kostenzusage wurde ausgesprochen: Bürgermeister Dirk Schabel bemühte sich zudem um eine Förderung über das Leader-Programm der EU.

So kam im vergangenen Jahr die Zusammenarbeit mit der Leader-Aktionsgruppe Brenzregion zustande. Wie auch in diesem Jahr wurde das Projekt mit 75 Prozent bezuschusst. Von den Gesamtkosten in Höhe von 5.782 Euro hat die Gemeinde also nur einen Eigenanteil von 1.445 Euro zu tragen.
Bei einem Vor-Ort-Termin zwischen Schloss Taxis und Schrezheim waren neben Bürgermeister Schabel und Vertretern des Mooseum-Teams auch Revierförsterin Beatrix Diedering, mehrere Gemeinderatsmitglieder und natürlich Markus Söhnlein, Geschäftsstellenleiter von Leader in Heidenheim, anwesend. Dabei wurde symbolisch die Leader-Plakette übergeben und die Zusammenarbeit auch für die kommenden Jahre bekräftigt.
Was ist Leader?
Leader ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raums. Es unterstützt lokale Projekte, die von sogenannten Lokalen Aktionsgruppen zusammengesetzt aus Bürgern, Vereinen, Unternehmen und Kommunen gemeinsam geplant und umgesetzt werden. Ziel ist es, die Wirtschaft, Lebensqualität und Nachhaltigkeit in ländlichen Regionen zu stärken.
Auch in unserer Region gibt es eine solche Aktionsgruppe: Große Teile des Landkreises Heidenheim, der nördliche Alb-Donau-Kreis und die Gemeinde Bartholomä aus dem Ostalbkreis bilden zusammen die Leader-Kulisse Brenzregion. Die Geschäftsstelle ist im Landratsamt Heidenheim angesiedelt. Laut dem Landratsamt erwartet die Region von der Umsetzung ihrer Strategie eine Verbesserung der Lebensqualität für die örtliche Bevölkerung, die Profilierung des Natur- und Kulturerbes, eine demografiebewusste Strategieentwicklung und eine nachhaltige Mobilität sowie die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen, insbesondere auch für Frauen. Auch die Verbesserung der regionalen Identität zähle zu den Zielen der Aktionsgruppe.
Die Förderperiode der aktuellen Leader-Aktionsgruppe Brenzregion endet im Jahr 2027. Nach den beiden vorherigen Förderperioden seit 2002 namens Leader+ und Leader- fiel es der Region nicht schwer, erneut in das Förderprogramm aufgenommen zu werden.