Er ist der „rasende Reporter“, der „Klischee-Franzose“ und überhaupt Sinnbild der deutsch-französischen Freundschaft: Der Kabarettist Emmanuel Peterfalvi alias Alfons ist derzeit mit gleich drei Programmen gleichzeitig auf Tour. Das Beste vom Besten, „Le Best of“, zeigt er am kommenden Samstag in Dischingen bei Kultur in der Arche. Im Interview spricht Peterfalvi über Alfons‘ Erkennungsmerkmal, Lachen in Zeiten von Dauerkrisen und seine neue Stiftung „Grand-Mère“.
Sie sind Jahrgang 67, die Figur Alfons ist dieses Jahr 25 geworden. Das ist für viele Menschen eine Zeit, in der sie sich so langsam finden oder auch neu erfinden. Wie geht es Alfons gerade?
(lacht) Ich frage ihn gerne! Aber ich würde mal schätzen, dass es ihm trotz allem gutgeht. Alfons, sozusagen ein Teil von mir, hat diese Fähigkeit, immer Spaß zu haben und mit einer Leichtigkeit durchs Leben zu gehen. Eine tolle Fähigkeit, die ich auch gerne hätte.
Können Sie sich diese Begabung nicht ausleihen?
Ab und zu erlebe ich sie – durch Alfons.
Ich habe die Jacke vor 25 Jahren zufällig gefunden, als ich sie anzog, war Alfons geboren.
Emmanuel Peterfalvi über sein Erkennungsmerkmal
Dessen Erkennungsmerkmal ist die blauorangefarbene Trainingsjacke, mit der Sie stets auftreten. Ist sie womöglich eine Art Rüstung?
Das nicht, aber sie ist definitiv ein ganz wichtiger Teil der Figur Alfons. Ich habe die Jacke vor 25 Jahren zufällig gefunden, als ich sie anzog, war Alfons geboren. Ich trete immer noch mit der Originaljacke auf. Ich habe zwar versucht, eine zweite zu finden, das ist mir allerdings nicht gelungen. Deshalb habe ich eine nachmachen lassen, die alte Jacke geht auch so langsam kaputt.
Die Jacke ist eigentlich sogar noch älter als Alfons …
Ich habe sie gebraucht gekauft, sie ist eigentlich ein DDR-Produkt. Wenn ich die Jacke trage, kommt Alfons heraus. Interessanterweise erkennen mich die Leute auch nur mit dieser Jacke. Auf der Straße erkennt mich niemand. Manchmal bin ich mit Journalistinnen oder Journalisten nach einem Auftritt verabredet und obwohl sie mich gerade zwei Stunden auf der Bühne gesehen haben, erkennen sie mich direkt danach ohne die Jacke hin und wieder gar nicht.
Sie sind vor allem durch Umfragen im Fernsehen bekannt geworden. Von Reporter zu Reporter: Wie ist es so, selbst interviewt zu werden?
Mittlerweile bin ich dran gewöhnt. Am liebsten stelle ich aber Fragen, anstatt sie zu beantworten. Bei meinen Auftritten muss trotzdem niemand Angst haben, dass ich ihnen das übergroße Puschel-Mikrofon unter die Nase halte. Da wird niemand interviewt.

Zurzeit sind Sie auf Tour und dabei auch in zahlreichen Großstädten unterwegs. Am 20. September kommen Sie nach Dischingen – eine Gemeinde mit rund 4000 Einwohnern. Unterscheiden sich Auftritte in Groß- von denen in Kleinstädten?
Ich liebe die Vielfalt und möchte das unbedingt so weitermachen. Aber es gibt Unterschiede. Wenn ich in Berlin bin, freut sich keiner, dass Alfons in der Stadt ist. Der Auftritt läuft dann gut und ist ausverkauft, aber es ist kein Event, dass Alfons in der Stadt ist. Im Dorf ist es anders. Die Leute freuen sich richtig, auch die Veranstalter. Oft geht das mit einer menschlichen Wärme einher, die man so in der Großstadt nicht hat.
In Dischingen bringen Sie Ihr Programm „Le Best Of“ auf die Bühne. Was ist das Beste, was Sie jemals erlebt haben?
Da gibt es so vieles. Das Beste sind immer Begegnungen mit besonderen Menschen, die mir unglaubliche Geschichten erzählen, die ich dann wiederum auf der Bühne weitererzählen darf. Oft sind es Geschichten, die mich berührt haben. Natürlich will ich die Menschen zum Lachen bringen, aber ich will sie auch berühren.
Das Beste sind immer Begegnungen mit besonderen Menschen, die mir unglaubliche Geschichten erzählen, die ich dann wiederum auf der Bühne weitererzählen darf.
Emmanuel Peterfalvi über die schönsten Momente seiner Karriere
Die Balance zu halten zwischen Komik und Ernst ist sicher nicht immer einfach.
Das ist der Beruf. Man muss immer gucken, wie das Publikum gerade drauf ist. Man muss den Kontakt finden, einen Draht zu den Menschen. Idealerweise vom Anfang bis zum Ende der Show.
Gibt es ein „Le Worst Of“? Etwas Schlechtes, dass Sie erlebt haben und auf der Bühne teilen?
Das gibt es eigentlich nicht. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in Deutschland etwas wirklich Schlimmes erlebt habe.
Bleiben wir dennoch bei einem eher beklemmenden Thema. In Ihrem Geburtsland Frankreich ist kürzlich die Regierung zerbrochen. Überall in Europa und auf der ganzen Welt sieht es politisch und gesellschaftlich zurzeit recht düster aus. Wie bewahren Sie sich Ihren Sinn für Humor?
Ich glaube, dass Humor hilft, das alles auszuhalten. Die Welt ist verrückt geworden, die Menschen auch. Niemand hatte gedacht, dass wir wieder Krieg in Europa erleben. Ich denke, wir brauchen Abstand und Humor.
Ist das Publikum gerade überhaupt empfänglich für Lacher?
Ja, auf jeden Fall. Es geht auch nicht darum, alles Schlechte zu vergessen – vielleicht für einen Moment. Ich spreche in meinem Programm auch über aktuelle, schwierige Themen.
Mit ihr versuche ich, die Mission meiner Großmutter weiterzutragen.
Emmanuel Peterfalvi über seine Stiftung „Grand-Mère“
Sie haben die Stiftung „Grand-Mère“ gegründet, in Andenken an Ihre Großmutter. Was war sie für eine Frau?
Meine Großmutter war Auschwitz-Überlebende. Nach ihrer Rückkehr ist sie viel in Schulen gegangen und hat mit Jugendlichen über diese Zeit gesprochen. Gleichzeitig hat sie dafür gekämpft, dass Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit im Vordergrund stehen. In meinem Programm „Jetzt noch deutscherer“ spreche ich sehr viel über meine Großmutter.
Welches Ziel hat die Stiftung?
Mit ihr versuche ich, die Mission meiner Großmutter weiterzutragen. Mit der Stiftung wollen wir Schülerinnen und Schülern Demokratie-Stipendien ermöglichen, welche Seminare, Workshops und Aktionen beinhalten. Es geht dabei immer um verschiedene Bausteine der Demokratie, es geht um Toleranz, es geht darum, wie man mit jemandem redet, der ganz anderer Meinung ist als man selbst. Spaltungen überwinden und Brücken bauen sind große Themen. Außerdem geht es darum, wie man Fake News erkennt und was Journalisten von Influencern unterscheidet.
Auftritt in bei Kultur in der Arche in Dischingen
Der Kabarettist Emmanuel Peterfalvi alias Alfons wurde 1967 in Paris geboren. 1991 kam er nach Deutschland, seither lebt er in Hamburg und besitzt seit 2017 neben der französischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Bundesweite Bekanntheit erhielt Peterfalvi in den 90er-Jahren durch die Figur Alfons, französischer Reporter im Dienste des deutschen Fernsehens.
2019 gewann Peterfalvi für sein Programm „Jetzt noch deutscherer“ den Bayerischen Kabarettpreis, 2020 den Deutschen Kleinkunstpreis, 2021 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Alfons ist am Samstag, 20. September, ab 20 Uhr zu Gast bei Kultur in der Arche in Dischingen. Karten sind unter anderem im Pressehaus in Heidenheim sowie unter hz-ticketshop.de erhältlich.