Mit der Gründung im Jahr 1895 ist Wahl-Druck aus Aalen eines der traditionsreichen Unternehmen in der Region. Nach 129 Jahren erfolgte im September des vergangenen Jahres jedoch der Schock: Die Geschäftsleitung der Druckerei musste Insolvenz anmelden.
Die Rettung kam aus Dischingen. Im Juni dieses Jahres übernahm die Firma Bairle Druck das Unternehmen – einschließlich aller Mitarbeitenden sowie des Standorts im Aalener Gewerbegebiet. Doch wie kam es zur Insolvenz? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit seither? Und wie blicken die Unternehmensführungen auf dem Härtsfeld und im Ostalbkreis in die Zukunft?
Modernisierung der Anlagen
„Wahl-Druck hat einen guten Namen und ist ein intaktes Unternehmen“, hieß es in der Pressemitteilung nach der Übernahme. Wie also konnte es zur Insolvenz kommen? Tobias Bairle, nun Geschäftsführer beider Unternehmen, erklärt im Rückblick: „Hauptsächlich lag es an einer ungeklärten Nachfolgeregelung in der Geschäftsführung. Dadurch war auch unklar, wie es strategisch weitergehen sollte.“
Aufgrund der fehlenden Perspektive in der Strategie seien notwendige Investitionen in die Technik ausgeblieben. Einige Anlagen seien veraltet und nicht mehr wettbewerbsfähig. „Wir sind derzeit dabei, die Modernisierung anzugehen“, sagt Bairle. „Was jedoch in fünf bis sieben Jahren versäumt wurde, lässt sich nicht von heute auf morgen nachholen.“ Ein weiterer Grund für die Insolvenz sei das zunehmend schwierige Marktumfeld mit starkem Preisdruck gewesen.

Für die Übernahme von Wahl-Druck gab es einige Interessenten, gegen die sich Bairle durchgesetzt hat. Besonders überzeugt hätten ihn die engagierte Belegschaft, einige leistungsfähige Anlagen sowie der stabile Kundenstamm, der auch während des Insolvenzverfahrens weitgehend erhalten blieb. „Uns kommt das entgegen, da viele Lieferanten zurzeit nicht mehr angenommen werden. Wahl-Druck hat einige Großkunden, von denen wir jetzt auch profitieren in dieser Zeit“, so Bairle.
Eine neue Unternehmensgruppe
Trotz der Übernahme bleibt Wahl-Druck ein eigenständiges Unternehmen. Zusammen mit Bairle Druck bilden beide Betriebe nun die Unternehmensgruppe Bairle-Wahl – mit rund 100 Mitarbeitenden eine der größten der Branche in der Region Ostwürttemberg. Tobias Bairle fungiert als der neue Geschäftsführer der Aalener Druckerei, die jedoch ein eigenständiges Vertriebsteam hat. Davon können beide Unternehmen profitieren: „Es sollen sich Synergien bilden.“ Auch menschlich habe die Zusammenarbeit bereits begonnen: Bei einem gemeinsamen Grillfest konnten sich die neuen Kolleginnen und Kollegen kennenlernen.
Durch die unterschiedlichen Maschinenausstattungen erweitert sich das mögliche Auftragsvolumen:
Der Standort Aalen sei für größere Aufträge optimiert, das Dischinger Unternehmen auf kleinere und mittlere Produktionen ausgelegt. „Das ergänzt sich sehr gut“, sagt Bairle und blickt optimistisch in die Zukunft: „Wir können unseren Kunden nun ein deutlich breiteres Leistungsspektrum anbieten.“
Einige Umstellungen
Mit der Übernahme kehrt wieder Ruhe in die Carl-Zeiss-Straße 27 in Aalen ein. Die Maschinen laufen weiterhin mit Hochdruck. „Bemerkenswert ist, dass selbst während des Insolvenzverfahrens das Team von Wahl-Druck und die Maschinen erstklassige Arbeit geleistet haben“, sagt Bairle. Die ersten zwei Monate seien reibungslos verlaufen. Dennoch stehen zahlreiche Veränderungen an: Technik und Prozesse sollen modernisiert werden. „In Dischingen sind wir technisch auf dem neuesten Stand – das wollen wir jetzt auch in Aalen umsetzen“, erklärt Bairle. Zudem sollen EDV und Buchhaltung künftig zentral organisiert werden. Wichtig bleibe jedoch die Eigenständigkeit von Wahl-Druck: „Die beiden Standorte bleiben auf jeden Fall erhalten.“