Es ist ein Thema, das die Gemeinde Dischingen spaltet wie kein anderes: der geplante Neubau des Rathauses. Im Mai haben die Dischinger mittels eines Bürgerentscheids gegen die Pläne der Verwaltung gestimmt. Nun stellte Bürgermeister Dirk Schabel dem Gemeinderat eine neue Alternative für den Standort des Neubaus vor und stoß dabei nur auf Zustimmung.
Rückblick auf den Bürgerentscheid
Im Dezember des vergangenen Jahres hatte eine Mehrheit des Gemeinderats für die Pläne der Verwaltung gestimmt. Der Rathausneubau sollte rund 7,5 Millionen Euro kosten – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den 5,6 Millionen Euro, die 2021 veranschlagt worden waren. Für den Neubau hätte das „Haus Bairle“ nördlich der Ortsdurchfahrt abgerissen und ein dreigeschossiges Gebäude errichtet werden müssen.
Für viele Bürgerinnen und Bürger war das jedoch ein Ärgernis. Der Neubau sei zu teuer, zu groß, und es fehle ein Gesamtkonzept für die Ortsmitte, in das auch der Marktplatz und das alte Rathaus eingebunden werden sollten. Die Bürgerinitiative „Für Dischingen“ forderte daher eine Überarbeitung der Pläne: Es solle ein „zweckmäßiges, in der Größe angepasstes und kostengünstiges Rathaus mit klarem Anforderungsprofil“ entstehen.
Am 18. Mai kam es zum Bürgerentscheid, bei dem die Bevölkerung über den geplanten Rathausneubau abstimmen konnte. Mit 57,34 Prozent sprach sich eine deutliche Mehrheit gegen das Vorhaben aus. Die Konsequenzen: Die bisherigen Planungen mussten vollständig neu aufgerollt werden, bereits investierte Planungsgelder waren verloren, und bewilligte Fördermittel des Landes mussten zurückgegeben werden.„Das ist ein Zeichen lebendiger Demokratie, und das Ergebnis akzeptieren wir selbstverständlich“, erklärte Bürgermeister Dirk Schabel nach dem Entscheid.
Wechsel von Nord nach Süd
In Dischingen stehen die Zeichen nun auf Neuanfang. In der jüngsten Gemeinderatssitzung präsentierte die Verwaltung einen neuen Ansatz. Es sollen verschiedene Varianten geprüft werden. Neu in die Überlegungen einbezogen wurden Gebäude südlich der Ortsdurchfahrt – nur wenige Meter vom ursprünglichen Bauplatz beim Haus Bairle entfernt.
„Für ein neues Konzept sollen nun auch weitere Optionen geprüft werden, die gegebenenfalls Bereiche des Marktplatzes südlich der Ortsdurchfahrt einbeziehen“, sagte Schabel. Dort befinden sich unter anderem das alte Rathaus, das bereits im Besitz der Gemeinde befindliche Gebäude „Marktplatz 8“ sowie das angrenzende Gebäude „Marktplatz 10“.

Dieses Gebäude, das Backhaus Schmid, ist aber im Moment noch in Privatbesitz, was aber kein Hindernis sein sollte. Denn Bürgermeister Schabel gab bekannt, dass das Ehepaar Schmid das Gebäude veräußern möchte. Für die Gemeindeveraltung sei das sehr interessant zur Sicherung eines Ratshausstandortes. Da sich das Gebäude im Sanierungsgebiet „Ortsmitte“ befindet, stünde der Gemeinde bei einem möglichen Verkauf ein Vorkaufsrecht zu. Der Gemeinderat stimmte der Ausweitung des Prüfungsraums auf südlich der Ortsdurchfahrt einstimmig und komplett ohne Diskussion zu.
Kosten für die Gemeinde
Für den unterbundenen ersten Anlauf des Rathausneubaus hätte die Gemeinde Dischingen eine Förderung des Landes erhalten. Die Förderquote belief sich auf 38,5, der Gemeindeanteil auf 61,5 Prozent. Somit hätte die Gemeinde rund 4,62 Millionen Euro aus eigener Tasche zahlen müssen – für viele Dischinger zu viel. Für das Vorhaben hat die Gemeinde bereits mehr als 530 Tausend Euro bezahlt. Eine Summe, die durch das Ergebnis des Bürgerentscheids im Mai jetzt erneut anfallen könnte.