Opernfestspiele

Wie der „Opernzauber“ auf Schloss Duttenstein Lust auf die kommende Saison machte

In den geschichtsträchtigen Räumlichkeiten des Schlosses Duttenstein zeigten fünf Solistinnen und Solisten der Heidenheimer Opernfestspiele beim „Opernzauber“ ihr Können.

Ein Hauch von großer weiter Welt umgab das Publikum am Montagabend beim Opernzauber auf Schloss Duttenstein. Die Fugger und die Herren von Thurn und Taxis lebten dort, und deren Reichtum ist bis heute dort sichtbar. Ja, womöglich war sogar Sissi mal dort, immerhin war ihre Schwester Helene mit einem Thurn und Taxis verheiratet und hat nebenan, im Schloss Taxis, zweimal entbunden.

Das geschichtsträchtige Ambiente, die von Geschmack, Stil und Wohlstand gleichermaßen zeugende Ausstattung und Gestaltung des so malerisch auf einer Anhöhe liegenden Schlosses wären allein schon Grund genug, in Staunen und Entzücken zu verfallen. Die Opernfestspiele Heidenheim lieferten noch weitere Gründe dazu. Fünf Solistinnen und Solisten der diesjährigen Opernproduktionen präsentierten „ein buntes Potpourri musikalischer Leckerbissen außerhalb der aktuellen Produktionen“, wie Oliver von Fürich, Leiter des Kulturbüros, in seiner Begrüßung ankündigte.

Juwelen im Schatzkästchen

Zwei der Solisten sind dem Heidenheimer Publikum auch bestens bekannt: Julia Rutigliano, die „Suzuki“ in Heidenheims „Madama Butterfly“, und Theresa Maria Romes, die man gar nicht mehr vorstellen muss, zumal sie ja eben noch mit ihrem „Liederfrühling“ brillierte. An diesem Abend tat sie es ebenfalls: Sie offerierte mit ihrem Sopran strahlend schön die Juwelenarie aus Gounods „Faust“ – und Juwelen passen in dieses „Schatzkästchen“, wie das Schloss sicher von den Zuhörerinnen und Zuhörern empfunden und von Hausherrin Ursula Merckle auch benannte wurde, ja geradezu wie die Faust aufs Auge.

Romes hatte auch ein Kontrastprogramm parat: Gershwins „I got rhythm“ nahm sich ganz hervorragend in die Umgebung mit den besonderen Vibes aus. Die Akustik verblüffte zudem: In dem gläsern überdachten hohen Innenraum konnte sich die ganze Pracht der Stimmen aller Interpreten des Abends voll entfalten – eine solche Wucht und Strahlkraft ist selten zu erleben.

Ein Waldmägdelein, wie es Franz Lehár in seiner „Lustigen Witwe“ beschreibt, ist wohl ebenfalls selten anzutreffen, auch in der üppigen Waldlandschaft, die das Schloss Duttenstein umgibt. Sopranistin Katja Maderer hatte eines dabei: das Vilja-Lied nämlich, einer der Gassenhauer aus der klassischen Musik, und auch dieses Mal zum Träumen schön. Und damit sind Neuzugang Nummer eins und Crossover Nummer zwei erreicht: Das Genre Operette hatte damit auch seinen Eingang in diese Mischung gefunden, und Maderer wird in „Elektra“ zu erleben sein. Ihre Mimi aus „La Bohème“, die sie an diesem Abend ebenfalls dabei hatte, machte ordentlich Lust darauf.

Wärme, Tiefe, Präsenz und Pfiff

Damit blieben noch die Neuzugänge Nummer zwei und drei: Viacheslav Strelkov und Jared Ice. Beide werden sowohl in „Gianni Schicchi“ als auch in „Elektra“ zu hören sein. Und darauf kann man nach diesem Abend mehr als gespannt sein. Der durchdringende Bass von Viacheslav Strelkov, an diesem Abend zu erleben mit der Arie des Don Basilio aus dem „Barbier von Sevilla“ und der selten gehörten Cavatina aus Rachmaninows Oper „Aleko“, beeindruckte mit seiner Wärme und Tiefe und der Sänger selbst mit gehöriger Präsenz.

Um nichts nach stand dem Jared Ice mit seinem Bass-Bariton: „To dream the impossible dream“ aus dem Musical „Der Mann von La Mancha“ – das nächste Crossover – und „There’s a law about men“ aus der ebenfalls selten gehörten Oper „Trouble in Tahiti“ von Leonard Bernstein hatte er für diesen Abend ausgewählt und damit ebenfalls Preziosen für das Schatzkästchen beigesteuert – und das auch noch mit Pfiff.

Schluss mit Schwips

Julia Rutigliano schließlich, die zuvor schon so leidenschaftlich und virtuos ihren Mezzosopran bei Azucenas Arie aus dem „Troubadour“ flammen ließ, konnte als krönenden Abschluss noch ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen: Ihr „Schwipslied“ nach der Annen-Polka, herrlich gespielt beschwipst dargeboten, sorgte – nachdem das Programm, begleitet von Giorgi Soyaja am Flügel und Manuel Hartinger in der Moderation, schon fast „Blauer-Abend-Qualitäten“ hatte – für einen zumindest gehörig blauen Schluss.

Die Welt der Fugger und Thurn und Taxis, die Welt der Musik und der großen Stimmen bildete wahrlich einen großartigen Opernzauber. Und in Sachen Weltläufigkeit stehen die Opernfestspiele, zumal jüngst mit dem Oper Award ausgezeichnet, ja in nichts nach. Und für alle, die auch gerne mal Schlossherr sein möchten: Neuerdings muss man dafür ja nicht mit einem Thurn und Taxis verheiratet sein, man kann sich einfach in Schloss Duttenstein einquartieren. Für Tagungen, Feiern oder einfach so – Pirsch übrigens inklusive.

Über 650 Jahre währende Geschichte

Vor exakt 290 Jahren kaufte das Geschlecht der Thurn und Taxis die Herrschaft Duttenstein den Fuggern ab. Karl Anselm von Thurn und Taxis sorgte durch seine Umgestaltung im Jahr 1792 für das heutige Aussehen des Schlosses. Erstmals erwähnt wurde es 1374 als Burg Tuttenstain. Nach bewegter Geschichte wird es heute von der Wildpark Duttenstein GmbH als Eventlocation geführt.

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