Ein Happening, so hätte man in den 1970er Jahren gesagt, fand am Samstag in der anbrechenden Nacht am Kindlesbrunnen von Schloss Hellenstein statt. Ein Performance in Sachen Kunst, ein Künstler bei der Arbeit, so würde man das heute nennen: Der Baden-Badener Künstler Karl-Manfred Rennertz ließ bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. Und das wollte sich doch ein kleines Grüppchen an Kulturinteressierten nicht entgehen lassen.
Dass das überhaupt möglich war, dafür hatte das Team des Bauhofs gesorgt, das das Material des Künstlers an Ort und Stelle gebracht hatte. Und das war ein großer schwerer Baumstamm, der zunächst mal gar nicht durch das Tor am Kindlesbrunnen zu transportieren war, so dass er am Vorplatz vor der Schlossbrücke abgelegt wurde. Diese ganze Arbeit hatte der Bauhof übrigens am Freitagnachmittag erledigt – als es wie aus Kübeln regnete. Dafür muss ein Extra-Lob an dieser Stelle erfolgen, denn das war sicherlich weder ein leichter noch ein angenehmer Job.
Bildergalerie Holzskulptur auf Schloss Hellenstein wird geflämmt
Kunst am Stamm
Die Zuschauer am Samstag erlebten dann den bereits in Form gebrachten Stamm: Karl-Manfred Rennertz hatte mit seinem Lieblingswerkzeug, der Kettensäge, den Heidenheimer Turm – so der Arbeitstitel – geschaffen, ein sehr natürlich wirkendes aufragendes Gebilde aus Rundungen, die wie ein überdimensionaler Ausschnitt einer Perlenkette wirken. Und das war der Ausgangspunkt für die Performance. Denn das Holz sollte im letzten Schritt des Entstehungsprozesses geflämmt werden – eine Maßnahme übrigens, die im Vorfeld mit der Feuerwehr abgesprochen war, wie Marco Hompes, der Leiter des Kunstmuseums versicherte: Die Aktion war von dort aus als unbedenklich eingestuft worden, so dass die Feuerwehr auch auf Anwesenheit verzichtete.
Künstler selbst flämmte
Bürgermeisterin Simone Maiwald wäre die Ehre zuteilgeworden, die Flämmung einzuleiten – aus Sicherheitsgründen überließ sie dies allerdings dem in solchen Arbeitsgängen vertrauten Künstler selbst. Und der ging auch gleich fachmännisch zu Werke und sorgte mit dem Gasbrenner dafür, dass die Flämmung ein ganz eigenes künstlerisch wertvolles Schauspiel wurde. Funken flogen, Flämmchen züngelten und nach und nach verwandelten sich die bisher braunen Oberflächen der Rundungen in kohlrabenschwarz – soweit dies unter dem nächtlichen Himmel über dem Schloss noch auszumachen war. Rennertz äußerte denn auch, nochmal bei Tageslicht ranzugehen, um auch überall den von ihm beabsichtigten Schwärzegrad zu erreichen.
Für Interpretation offen
Die – nicht ganz ernst gemeinte – Frage, ob er denn zu diesem Werk von den Heidenheimer Knöpfle – die Rundungen lassen eine solche Assoziation durchaus zu - inspiriert worden sei, beantwortete Karl-Manfred Rennertz übrigens damit, er habe die Spezialität noch nicht probiert, sei aber durchaus offen für eine derartige Interpretation seines Werks.
Heidenheim