Pures Erstaunen. So kann man den ersten Eindruck zusammenfassen, den die Arbeiten von Stefanie Ehrenfried auslösen, die ab Freitag, 19 Uhr im Türmle, dem traditionellen Ausstellungsort des Kunstvereins, gezeigt werden. Einzigartig ist das Material, nämlich Schafwolle, das sie wählt für ihre plastischen Figuren, einzigartig die Anmutung und einzigartig auch die enorm zeitintensive Arbeit, die die Künstlerin in ihr Werk investiert, um diese Besonderheiten zu schaffen. Wesen, die die Betrachter auch wegen ihres mystisch-mythologischen Ausdrucks mit einem Wow-Effekt festhalten. Nein, einfach vorbeigehen kann man da nicht.

Im Hintergrund dessen, was einen solch unmittelbaren Eindruck hinterlässt, steckt langwierige minutiöse Arbeit. Jedes plastische Detail eines Gesichts, eines Körperteils oder einer Verformung ist von Hand genadelter Filz aus Schafwolleknäueln. Mit einem Nadelwerkzeug zwischen ihren Fingern sticht die Künstlerin viele tausend Male in die naturbelassene Wolle, sodass sich die rauen Fasern in den darunterliegenden Schichten durch ihre Widerhaken miteinander verschlingen, und formt sie so zu teilweise mannshohen Skulpturen.

Warme Oberfläche

Von Ferne muten die Filzplastiken an wie in Stein gehauene Skulpturen. Wenn man ihnen näherkommt, offenbaren sie ihre warme, lebendige Oberfläche, die deswegen schon berührt. Man will sie anfassen, streicheln, und dennoch gebieten sie Respekt, denn sie sind keine Kuschelwesen, sondern mahnende, teilweise auch erschütternde Wesen, wie aus einer anderen Welt und doch ganz nah. Eine Begegnung wie mit der eigenen Seele. „Innewohnend“ ist nicht zuletzt deswegen auch der passende Ausstellungstitel.

Ehrenfrieds Figuren sind mal göttergleich in sich ruhend und unanfechtbar, mal elementar wesenhaft oder andere wiederum in entfernte Dimensionen hineinträumend. Die Ausstellung bietet die Möglichkeit, in eine andere Welt einzutauchen und über das gewohnte Menschenbild hinauszuschauen.

Anfänge im Malerischen

Stefanie Ehrenfried, 1967 in Neckarsulm geboren, studierte zunächst Malerei bei den Professoren Sonderborg und Kosuth an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. In der Bildhauerklasse von Karl-Hennig Seemann erlernte sie dann das plastisch-malerische Erfassen von Flächenformen und im Aktsaal von Herwig Schubert wurden ihr die essentiellen Impulse zur Umsetzung figürlicher Ideen mit auf den Weg gegeben. Nach den Anfängen im Malerischen in den 90erJahren steht seit 2000 die plastische Arbeit im Zentrum ihres Schaffens.

Am Freitag, 25. November um 19 Uhr lädt der Kunstverein zur Vernissage ins Türmle ein . Die Ausstellung läuft bis zur Finissage mit Künstleringespräch am Sonntag, 18. Dezember um 11 Uhr. Sie kann darüber hinaus samstags 11.30 Uhr und mittwochs 16 Uhr im Rahmen von Führungen besucht werden.