Tour de Suisse: Fortsetzung kontrovers diskutiert
Renndirektor Olivier Senn kann Kritik am Fortsetzen der Tour de Suisse nach dem Unfalltod von Gino Mäder nachvollziehen. Auch intern sei die Entscheidung «kontrovers diskutiert» worden, berichtete Senn nach der siebten Etappe: «Es hat alle Meinungen gegeben. Das ist auch zu respektieren. Jeder geht anders damit um.» In dieser Situation gebe es aber seiner Meinung nach keine richtige und falsche Entscheidung. «Wir hoffen, dass es die weniger falsche ist.»
Der Entschluss, die Rundfahrt auch nach dem Tod des Schweizer Radprofis Mäder fortzusetzen, sei am Freitag erst kurz vor Mitternacht und unter Zustimmung der Familie des Gestorbenen gefallen, sagte Senn. «Sie sind froh, dass es weitergeht und dass es so weitergeht. Für sie wäre es das Falsche gewesen, abzubrechen, und für uns wäre es auch falsch gewesen», erklärte er nach der Rücksprache mit Mäders Angehörigen. Es sei «eine der schwierigsten Entscheidungen, die wir an der Tour de Suisse treffen mussten».
Evenepoel widmet Etappensieg Mäder
Die vorletzte Etappe am Samstag zwischen Tübach und Weinfelden hatte der Remco Evenepoel gewonnen, der belgische Radstar widmete den Erfolg hinterher Mäder: «Dieser Sieg geht natürlich an Gino und seine Familie. Das war die beste Art und Weise ihn zu ehren und seiner Familie Respekt zu zollen. Für mich war es ganz egal, dass ich keine Zeit gewinnen kann. Das war alleine für Gino.»
Der Schweizer Radrennstall Tudor Pro Cycling, das belgische Radsportteam Intermarché-Circus-Wanty und Mäders Team Bahrain-Victorious hatten ihre Teilnahme an der Tour zuvor abgebrochen. Zudem verzichteten 17 Fahrer aus weiteren Mannschaften.
Am Donnerstag war der 26 Jahre alte Mäder auf der Abfahrt vom Albula-Pass zum Zielort La Punt auf den letzten Kilometern der fünften Etappe mit hohem Tempo in eine Schlucht gestürzt und musste reanimiert werden. Einen Tag später starb der schwer verletzte Schweizer im Krankenhaus.
Die abschließende Zeitfahren soll am Sonntag in St. Gallen normal ausgefahren werden. «Dort kann jeder für sich entscheiden, wie er fahren will, dort wird sich nichts ändern», sagte Renndirektor Senn.