Theodor-Wolff-Preise in fünf Kategorien vergeben
Mit dem Theodor-Wolff-Preis ist am Mittwoch in Berlin eine der wichtigsten Auszeichnungen im deutschen Journalismus in diesem Jahr vergeben worden. Die mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Ehrung war in fünf Kategorien ausgeschrieben. Der Preis der Digitalpublisher und Zeitungsverleger erinnert an den langjährigen Chefredakteur des «Berliner Tageblatts», Theodor Wolff (18681943).
In der Kategorie Meinung wurde Dunja Ramadan für ihr Stück «Der Garten und der Dschungel» in der «Süddeutschen Zeitung» ausgezeichnet. Die Autorin kritisierte in ihrem Kommentar die aus ihrer Sicht Überheblichkeit vieler Menschen in Deutschland bei deren Ablehnung der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Katar. «Es kommt nicht so oft vor, dass den Deutschen so der Spiegel vorgehalten wird», wird die Jury in einer Mitteilung zitiert.
Mit seiner Reportage «Dem Sturm ausgeliefert» in «Die Zeit» (Hamburg) überzeugte Moritz Aisslinger. Der Autor beschreibt darin das spurlose Verschwinden von 90 Containerschiffen und deren Mannschaften pro Jahr. Als «Bestes lokales Stück» wurde «Endlevel Hass» von Julia Ruhnau für die «Nürnberger Nachrichten/Nürnberger Zeitung» geehrt. Es geht darin um die Geschichte eines jungen Bloggers, der durch sein exzessives Auftreten als «Drachenlord» im Internet den ungebremsten und schließlich auch mordlustigen Abscheu der Netzgemeinde auf sich zieht. Ruhnau habe das vielfach verwendete Material «souverän sortiert» und daraus «eine relevante Story» geschmiedet, so die Jury.
Für das «Beste lokale Digitalprojekt» wurden Jan Georg Plavec und Simon Koenigsdorff mit «Klimazentrale Stuttgart» für die «Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten» ausgezeichnet. Es handele es sich «um ein genuin digitales Angebot, das es so in Print nicht geben könne», hieß es dazu. Beim Thema des Jahres «Der Krieg in Europa – Und was die Zeitenwende bedeutete» vergab die Jury den Preis an Daniel Brössler für sein Stück «Schreckliche neue Welt» in der «Süddeutschen Zeitung».
Als Gastredner sprach der Journalist und frühere Chefredakteur der türkischen Zeitung «Cumhuriyet», Can Dündar, über Freiheit der Medien in autokratischen Systemen. Der in seiner türkischen Heimat politisch verfolgte Dündar lebt im Berliner Exil. Der Kampf für freie Medien sei nicht denkbar ohne den Kampf für Demokratie, sagte er. An dieser Stelle träfen sich Journalismus und Aktivismus. Aktivistischer Journalismus könne nicht verurteilt werden, wenn es für die Betroffenen ums Überleben gehe, so Dündar.