Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Auszügen
Die wichtigsten Passagen der Rede in einer Übersetzung der Deutschen Presse-Agentur dpa:
«Ich wende mich an die Bürger Russlands, an die Angehörigen der Streitkräfte, der Strafverfolgungsbehörden und der Geheimdienste, an die Soldaten und Kommandeure, die jetzt in ihren Kampfstellungen kämpfen, die Angriffe des Feindes abwehren und dies heldenhaft tun. Das weiß ich, (denn) heute Nacht habe ich erneut mit den Kommandeuren aller Frontabschnitte gesprochen. Ich wende mich auch an die, die man durch Täuschung oder Drohungen in dieses kriminelle Abenteuer gelockt hat und auf den Weg des schwersten Verbrechens getrieben hat – der bewaffneten Meuterei.
Russland kämpft heute einen schweren Kampf um seine Zukunft. Es wehrt die Aggression der Neonazis und ihrer Herren ab. Gegen uns ist praktisch die gesamte Militär-, Wirtschafts- und Informationsmaschinerie des Westens gerichtet. Wir kämpfen für das Leben und die Sicherheit unseres Volkes, für unsere Souveränität und Unabhängigkeit. Für das Recht, Russland zu sein und zu bleiben – ein Staat mit einer tausendjährigen Geschichte.
Und so sind die Aktionen, die unsere Einheit spalten, in der Tat Abtrünnigkeit von unserem Volk, von unseren Mitstreitern, die jetzt an der Front kämpfen. Das ist ein Stoß in den Rücken unseres Landes und unseres Volkes.
Vergleich mit Erstem Weltkrieg
Dies ist genau der Schlag, der Russland 1917 zugefügt wurde, als das Land im Ersten Weltkrieg kämpfte. Doch der Sieg wurde ihm gestohlen. Intrigen, Zank, politische Machenschaften hinter dem Rücken der Armee und dem Rücken des Volkes führten zum größten Schock, zur Zerschlagung der Armee und zum Zusammenbruch des Staates, zum Verlust riesiger Gebiete. Das Ergebnis war die Tragödie des Bürgerkriegs.
Wir werden nicht zulassen, dass sich so etwas wiederholt. Wir werden sowohl unser Volk als auch unsere Staatlichkeit vor allen Bedrohungen schützen. Auch gegen internen Verrat.
Und was wir erlebt haben, ist genau dieser Verrat. Übertriebener Ehrgeiz und Eigeninteressen haben zu Verrat geführt. Verrat am eigenen Land, am eigenen Volk und an der Sache, für die die Kämpfer und Kommandeure der Gruppe Wagner an der Seite unserer anderen Einheiten gekämpft haben und gestorben sind. Die Helden, die Soledar und Artjomowsk (russische Bezeichnung für die ostukrainische Stadt Bachmut, Anmerkung der Redaktion) sowie die Städte und Dörfer im Donbass befreit haben, die für Noworossija kämpften und ihr Leben gaben, für die Einheit der russischen Welt. Ihr Name und ihr Ruhm wurden auch von denen verraten, die versuchen, einen Aufstand zu organisieren und das Land in Richtung Anarchie und Brudermord zu treiben. Letztlich in Richtung Niederlage und Kapitulation.
Aufruhr «tödliche Bedrohung»
Ich wiederhole: Jeder innere Aufruhr ist eine tödliche Bedrohung für unsere Staatlichkeit, für uns als Nation. Es ist ein Schlag gegen Russland, gegen unser Volk. Und unser Vorgehen zur Verteidigung des Vaterlands gegen eine solche Bedrohung wird hart sein. All die, die bewusst den Weg des Verrats eingeschlagen haben, die einen bewaffneten Aufstand vorbereitet haben, die den Weg der Erpressung und der terroristischen Methoden eingeschlagen haben, werden die unvermeidliche Strafe erleiden. Sie werden sich sowohl vor dem Gesetz als auch vor unserem Volk verantworten müssen.
Die Streitkräfte und andere staatliche Stellen haben die erforderlichen Befehle erhalten. In Moskau, dem Moskauer Gebiet und einer Reihe anderer Regionen werden zusätzliche Anti-Terror-Maßnahmen eingeleitet. Auch in Rostow am Don werden entschiedene Maßnahmen zur Stabilisierung der Lage ergriffen. Die Lage dort ist nach wie vor schwierig, da die Arbeit der zivilen und militärischen Behörden faktisch blockiert ist.
Als Präsident Russlands und Oberbefehlshaber, als Bürger Russlands werde ich alles tun, um das Land zu verteidigen, um die verfassungsmäßige Ordnung, das Leben, die Sicherheit und die Freiheit seiner Bürger zu schützen.
Die, die den Militäraufstand organisiert und vorbereitet haben, die die Waffen gegen ihre Mitstreiter erhoben haben, haben Russland verraten. Und sie werden dafür zur Rechenschaft gezogen. Und die, die man gerade in dieses Verbrechen hineinzuziehen versucht, fordere ich auf, keinen fatalen und tragischen, einzigartigen Fehler zu begehen. Sondern die einzig richtige Entscheidung zu treffen und die Beteiligung an kriminellen Aktionen einzustellen.
Ich glaube, dass wir das, was uns teuer und heilig ist, bewahren und verteidigen werden. Und wir werden alle Prüfungen gemeinsam mit unserem Vaterland überstehen und noch stärker werden.»