Pro Bahn: Viele werden bei Streik Deutschlandticket kündigen
Bei einem längeren Streik in diesem Sommer könnte die Bahn aus Sicht von Fahrgastvertretern zahlreiche Kunden dauerhaft verlieren. «Wenn es zum unbefristeten Streik kommt, wird es zu massiven Kündigungen beim Deutschlandticket kommen», warnte der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Detlef Neuß. Für die Mobilitätswende weg vom Auto zur Bahn sei das kontraproduktiv. «Die im Auto sitzen, werden sich bestätigt fühlen», sagte Neuß der Deutschen Presse-Agentur.
Das Deutschlandticket war im Frühjahr eingeführt worden. Seit Mai erlaubt es für 49 Euro im Monat, bundesweit sämtliche Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr zu nutzen. Im Juni haben nach Branchenangaben knapp zehn Millionen Menschen das Ticket genutzt. Das Abo ist monatlich kündbar.
«Wir fordern einen Streikfahrplan»
Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn hatte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gestern eine Urabstimmung über unbefristete Streiks angekündigt. Zudem seien Warnstreiks weiterhin möglich. Konkrete Ankündigungen gab es noch nicht. Der Kurs auf Streik sei zu Beginn der Feriensaison problematisch für viele Urlauber, sagte Neuß. Das treffe auch Menschen, die sich wegen der hohen Inflation keine große Urlaubsreise leisten können und stattdessen einen Ausflug mit der Bahn planten.
«Wir fordern einen Streikfahrplan», erneuerte Neuß die Position des Verbands. Es dürften bei einem Ausstand nicht alle Fahrten ausfallen. Morgens und nachmittags sei ein Grundangebot notwendig, etwa für Wege von und zur Arbeitsstelle. Viele Menschen seien auf Busse und Bahnen angewiesen. Neuß kritisierte die Strategie der EVG: «Man war ja schon ziemlich dicht beieinander. Muss man da unbedingt über einen unbefristeten Streik noch mehr rausholen?» Dies geschehe auf dem Rücken der Fahrgäste.
Eine Rolle spielt dabei nach Beobachtung von Pro Bahn die Konkurrenz der EVG mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). «Früher war die Gewerkschaft mit Biss immer die GDL. Und jetzt will die EVG beweisen, dass sie das auch kann.»