Nagel: Inflation im Euroraum weiterhin zu hoch
Im Kampf gegen die hohe Teuerung sind nach Ansicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel weitere Zinserhöhungen notwendig. «Die Inflation im Euroraum ist zwar rückläufig, aber weiterhin zu hoch. Und die jüngsten Prognosen legen nahe, dass wir mit einem zeitnahen Wiederherstellen von Preisstabilität nicht rechnen können», sagte Nagel am Montag beim «Frankfurt Euro Finance Summit».
«Die Inflation erweist sich als hartnäckiger, als viele dachten. Nun muss sich die Geldpolitik als hartnäckiger und konsequenter erweisen, als viele erwartet hätten», sagte der Bundesbank-Präsident. «Wir werden noch eine geraume Zeit mit zu hohen Inflationsraten leben müssen, das ist eine harte Wegstrecke», bekräftigte Nagel. «Da muss die Geldpolitik hartnäckig bleiben.»
Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen hat die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen Sommer die Zinswende eingeleitet. Seit Juli 2022 erhöhte die Notenbank im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen im Euroraum acht Mal in Folge. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, liegt mittlerweile bei 4,0 Prozent.
Nagel: Kein klarer Abwärtstrend bei Kerninflationsrate
Für die nächste Zinsentscheidung am 27. Juli hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine weitere Erhöhung in Aussicht gestellt. Nagel, der im EZB-Rat über die Geldpolitik mitentscheidet, sagte am Montag: «Ob die Leitzinsen nach der Sitzung im Juli weiter erhöht werden müssen, werden wir in Abhängigkeit von der künftigen Datenentwicklung beschließen. So wie ich das sehe, wenn ich mir die Daten heute anschaue, haben wir noch eine Wegstrecke zurückzulegen.»
Höhere Zinsen verteuern Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an.
«Die Kerninflationsrate, bei der die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden, zeigt noch keinen klaren Abwärtstrend», sagte Nagel. «Im Juni lag sie gemäß Schnellschätzung bei 5,4 Prozent und damit wieder etwas höher als im Monat zuvor.» Die zugrundeliegende Inflation sei also hartnäckiger, als der Rückgang der Gesamtrate nahelege.