Mehr als doppelt so viele Einpersonenhaushalte seit 1950ern
Der Wandel der Gesellschaft zeichnet sich längst auch beim Wohnen ab: Seit den 1950er Jahren hat sich der Anteil von Einpersonenhaushalten in Deutschland mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr wohnte in knapp 41 Prozent der 40,9 Millionen Haushalte in Deutschland nur eine Person, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Im Jahr 1950 hingegen hätten die Einpersonenhaushalte nur knapp ein Fünftel aller Haushalte ausgemacht. Auf die Bevölkerung bezogen heißt das: Lebten 1950 lediglich gut 6 Prozent der Menschen allein, waren es im vergangenen Jahr bereits gut 20 Prozent.
Ledig Alleinlebende größter Anteil
Wie eine seit 1976 erstellte Aufschlüsselung zeigt, kam es im Laufe der Jahre auch zu Unterschieden bei der Gruppe der Alleinlebenden: So war 1976 noch mehr als die Hälfte der Alleinlebenden verwitwet und ein Drittel ledig. Lediglich elf Prozent waren geschieden und fünf Prozent zwar verheiratet, aber in Trennung lebend. Im vergangenen Jahr dagegen stellten die ledigen Alleinlebenden mit 51 Prozent den größten Anteil an den Einpersonenhaushalten. Ein Viertel der Menschen in Einpersonenhaushalten war verwitwet, 19 Prozent waren geschieden.
Gestiegen ist auch die Zahl der Haushalte, in denen Menschen zusammenleben, die nicht verheiratet oder verwandt sind – etwa unverheiratete Paare ohne Kinder oder Wohngemeinschaften. Traf dies 1976 lediglich auf knapp zwei Prozent der Mehrpersonenhaushalte zu, waren es 2022 bereits zwölf Prozent.
Großfamilien werden immer seltener
Im Verschwinden begriffen ist dagegen die Großfamilie. Haushalte mit mindestens fünf Menschen hatten den Angaben zufolge 1950 noch einen Anteil von 16 Prozent an allen Haushalten. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil der Haushalte mit 5 oder mehr Personen nur noch knapp 4 Prozent. Die Entwicklung hin zu kleineren Haushalten zeigt sich den Angaben zufolge auch in der durchschnittlichen Zahl der Haushaltsmitglieder: Gehörten 1950 im Schnitt noch 3 Menschen zu einem Haushalt, waren es 72 Jahre später nur noch 2.
Auch die Mehrgenerationenfamilie wird immer seltener: So lebten im Jahr 1976 in drei Prozent aller Mehrpersonenhaushalte mindestens drei Generationen unter einem Dach, im vergangenen Jahr lag ihr Anteil unter einem Prozent. Zugenommen haben dagegen die Haushalte mit Ehepaaren ohne Kinder: Ihr Anteil stieg von knapp einem Drittel aller Mehrpersonenhaushalte im Jahr 1976 auf 39 Prozent im Jahr 2022. Hierzu zählen sowohl die verheirateten Paare, deren Kinder den Haushalt bereits verlassen haben, als auch jene, die kinderlos sind.
Verändert hat sich im Laufe der Jahrzehnte aber nicht nur die Zusammensetzung der Haushalte, sondern auch ihre Zahlungskraft und das Ausgabeverhalten, so die Ergebnisse der Statistiker. Im Jahr 1962/63 betrug das monatliche Nettoeinkommen eines Haushalts danach durchschnittlich 901 DM (461 Euro). Zehn Jahre später hatte es sich bereits mehr als verdoppelt auf durchschnittlich 2078 DM (1062 Euro).
Im Jahr 2021 hatten private Haushalte in Deutschland sogar im Durchschnitt ein monatliches Nettoeinkommen von 3813 Euro zur Verfügung – gut acht Mal so viel wie knapp 60 Jahre zuvor. Es handele sich hierbei um die nominalen, nicht inflationsbereinigten Werte, so das Bundesamt.
Jeder Haushalt hat ein Telefon
Der wachsende Wohlstand zeigt sich auch beim Haushaltsinventar, ob Auto, Waschmaschine oder Fernseher: Hatte 1962 nur gut jeder vierte Haushalt mindestens ein Auto, so sind es heute gut drei von vier Haushalten. Telefone waren 1962 nur in knapp 14 Prozent aller Haushalte vorhanden. Einen Haushalt ohne Telefone gibt es heute laut Statistik nicht mehr – und 88 Prozent der Haushalte hatten 2022 mindestens ein Smartphone.
Für Nahrungsmittel geben die Haushalte inzwischen anteilig deutlich weniger Geld aus als früher: Während im Jahr 1962/63 noch gut ein Drittel der privaten Konsumausgaben in Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren floss, sind es nun nur noch 15 Prozent. Dafür stecken die Haushalte inzwischen deutlich mehr Geld ins Wohnen: Der Anteil an den Konsumausgaben hat sich mehr als verdoppelt, von knapp 16 Prozent in den Jahren 1962/63 auf knapp 37 Prozent im Jahr 2021.