Ausschreitungen israelischer Siedler nach Anschlag
Nach einem tödlichen Anschlag auf Israelis im Westjordanland ist es dort am Mittwoch zu schweren Ausschreitungen wütender israelischer Siedler gegen Palästinenser gekommen. Hunderte Israelis setzten allein in der palästinensischen Ortschaft Turmus Aya Dutzende Fahrzeuge und Gebäude in Brand, wie die israelische Armee bestätigte.
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurde dort anschließend bei Konfrontationen mit Sicherheitskräften ein junger Palästinenser erschossen. Weitere Menschen seien durch scharfe Munition zum Teil schwer verletzt worden.
Die Polizei teilte mit, erste Ermittlungen hätten ergeben, dass Polizeikräfte bei dem Vorfall von Dutzenden von Palästinensern mit Steinen und Feuerwerkskörper angegriffen worden und auch beschossen worden seien. Daraufhin habe ein Polizist, der sich in Lebensgefahr gesehen habe, gezielt auf einen der Randalierer geschossen und getroffen. Der Vorfall werde untersucht.
Am Abend drangen rund 200 israelische Siedler dann nach Medienberichten in eine weitere palästinensische Ortschaft ein. Sie hätten sich in Urif südlich von Nablus Konfrontationen mit Einwohnern geliefert. Aus dem Ort stammten zwei palästinensische Attentäter, die am Dienstag im Westjordanland vier Israelis erschossen hatten.
Die israelische Armee verurteilte das Vorgehen der Siedler. «Solche Vorfälle hindern die Armee und Sicherheitskräfte daran, sich auf ihre Hauptaufgabe zu konzentrieren – die Sicherheit des Staates Israel zu gewährleisten und Terror zu verhindern.»
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte, Israel sei ein Rechtsstaat. Alle Bürger seien verpflichtet, sich an das Gesetz zu halten und man werde weitere Ausschreitungen nicht dulden.
Vier Israelis getötet
Zuvor waren Dutzende Siedler in den vor zwei Jahren geräumten Siedlungs-Außenposten Eviatar im Westjordanland zurückgekehrt. Die Lage in der Region hatte sich in den vergangenen Tagen wieder zugespitzt. Am Dienstag töteten zwei palästinensische Angreifer nahe einer Siedlung im Westjordanland vier Israelis. Vier Israelis wurden verletzt.
Die Angreifer eröffneten unweit von Eli das Feuer auf eine Tankstelle sowie ein Restaurant. Beide Attentäter wurden getötet. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas teilte mit, die Männer hätten dem militärischen Arm der Organisation angehört.
Sieben getötete Palästinenser
Hamas nannte den Anschlag eine Reaktion auf Israels Vorgehen im Gazastreifen und im Westjordanland. Dies bezog sich auch auf einen Militäreinsatz in der Stadt Dschenin am Montag, bei dem sechs Palästinenser getötet wurden, darunter militante Kämpfer. Inzwischen erlag auch ein 15-jähriges Mädchen seinen Verletzungen, wie das palästinensische Gesundheitsministerium mitteilte. Damit erhöhte sich die Zahl der Todesopfer auf sieben.
Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Immer wieder kommt es dort zu Konfrontationen mit dem israelischen Militär. Die Armee macht im Westjordanland seit einer Reihe von Anschlägen auf Israelis vermehrt Razzien.
Seit Beginn des Jahres wurden somit 134 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 22 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen ums Leben. Israel eroberte das Westjordanland und Ost-Jerusalem während des Sechstagekrieges 1967. Die Palästinenser fordern die Gebiete für einen eigenen Staat.
Bei Protesten drusischer Einwohner der von Israel besetzten Golanhöhen gab es am Mittwoch nach Medienberichten ebenfalls zahlreiche Verletzte. Sie protestierten den Berichten zufolge gegen die Aufstellung von Windkraftanlagen auf ihren Feldern.