Auf Ostsee-Fähre über Bord gegangen - Kind und Mutter tot
Nach einem dramatischen Vorfall auf einer Ostsee-Fähre zwischen Polen und Schweden sind ein über Bord gegangenes Kind und seine Mutter gestorben. «Sowohl der Junge als auch die Frau leben nicht mehr», sagte der Sprecher der Polizeidirektion, Inspektor Mariusz Ciarka, am Freitag dem Sender TVN24. In den frühen Morgenstunden habe man von schwedischer Seite die Information erhalten, dass man der Familie diese schreckliche Nachricht überbringen müsse. Als man die beiden aus dem Wasser gezogen habe, hätten sie noch Lebenszeichen gezeigt. Die schwedische Polizei bestätigte den Tod der beiden am Nachmittag ebenfalls.
Der siebenjährige Junge und seine 1985 geborene Mutter waren beide polnische Staatsbürger. Sie waren am Donnerstagnachmittag etwa auf halbem Weg zwischen dem polnischen Danzig und Karlskrona in Südschweden mitten in der Ostsee über Bord gegangen. Wie genau es dazu auf der Fähre «Stena Spirit» kam, darüber gab es unterschiedliche Angaben: Nach schwedischen Angaben war das Kind ins Wasser gefallen und seine Mutter im Anschluss hinterhergesprungen. Später war in polnischen Medien auch davon die Rede, dass beide zeitgleich über Bord gegangen seien.
Man habe Videoüberwachungsmaterial gesichert, das die Version, ein Kind sei über Bord gefallen und eine Erwachsene hinterhergesprungen, nicht bestätige, sagte eine Sprecherin der Reederei Stena Line dem Webportal der polnischen Boulevardzeitung «Fakt». Die schwedische Polizei suchte nach Passagieren der Fähre, die Näheres zum Hergang des Unglücks berichten konnten.
Großer Rettungseinsatz
«Wir waren oben auf dem Sonnendeck und sahen dann eine Menge Leute, die zur Reling rannten und hinunter Richtung Wasser zeigten», sagte ein Passagier dem schwedischen Rundfunksender SVT. Als ein Rettungsring ins Wasser geworfen worden sei, habe er verstanden, was passiert sei – nicht aber, dass es sich um ein Kind und dessen Mutter handelte. Als sie gefunden worden seien, sei spontaner Applaus an Bord ausgebrochen, berichtete eine weitere Passagierin.
Direkt nach dem Vorfall war ein großer Rettungseinsatz eingeleitet worden, bei dem die beiden letztlich am frühen Abend gefunden wurden. Sie sollen bis dahin etwa eine Stunde im Wasser getrieben sein. Nach Angaben der schwedischen Seenotrettung wurden sie von Hubschraubern aus dem Wasser gezogen und ins Krankenhaus gebracht. Ein beteiligter Rettungspilot sagte dem Radiosender P4 Blekinge, die Mutter sei nicht ansprechbar gewesen und auf dem gesamten Weg zum Krankenhaus behandelt worden.
An dem Rettungseinsatz war auch die deutsche Marine beteiligt, wie eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums am Freitag in Berlin sagte. Die Fregatte «Mecklenburg-Vorpommern» mit zwei Bordhubschraubern sei an den Unglücksort gefahren, einer der Hubschrauber habe eine Person in ein Krankenhaus gebracht. Nach der Nachricht vom Tod der beiden sprach die Sprecherin den Angehörigen ihr Beileid aus.
Die Staatsanwaltschaft in Danzig nahm ebenso Ermittlungen auf wie ihr Pendant in Schweden. «Wir haben eine Voruntersuchung eingeleitet, deren Tatbestand Mord ist, aber es gibt in dem Fall keinen Verdächtigen», teilte die zuständige schwedische Staatsanwältin Stina Brindmark mit. Die Untersuchung ziele darauf ab, festzustellen, was passiert sei.