Wursttester macht kulinarische Auszeit

Darum hat Jochen Gerstlauer Fleisch gegen Gemüse eingetauscht

Wo ist der Wursttester hin? Viele Sportfans werden Jochen Gerstlauer vermisst haben. Doch nun meldet sich der Herbrechtinger zurück. Und erzählt, was seine Pause mit basischem Essen, einer angestrebten Bikinifigur und Blumenkohl-Schnitzel und Linsen Dal zu tun hat:

Der FCH ohne Frank Schmidt. Das Heidenheimer Rathaus ohne das Piercing. Jochen Gerstlauer ohne Wurst. Wie? Der Wursttester ohne Wurst? Gerstlauer hat sich in den vergangenen Wochen auf den Sportplätzen rar gemacht – zumindest was seine kulinarische Serie, die er als freier Mitarbeiter für die Heidenheimer Zeitung schreibt, angeht. Kein Weg war ihm zu weit, kein Wurststand vor ihm sicher. Der Herbrechtinger ist auch ein gern gesehener Gast, der sogar angefragt wird: „Komm‘ doch mal bei uns vorbei und teste unser Essen“, bekommt Gerstlauer häufig zu hören.

Zuletzt hat er aber nein sagen müssen. Denn Gerstlauer hat sich drei Wochen lang basisch ernährt – und damit seinem Körper eine Art Auszeit gegönnt, wie er sagt. Was bedeutet: Gerstlauer hat auf Milchprodukte wie Käse, tierische Erzeugnisse wie Fleisch, Süßigkeiten oder Kaffee verzichtet. Auch gab es kein Wasser mit Kohlensäure.

Mein Körper hat sich bestimmt gewundert, was ich ihm da antue.

Jochen Gerstlauer über seine basische Diät

Stattdessen standen auf dem Speiseplan reichlich Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte wie Linsen Dal oder Kichererbsen und Rohkost-Brokkoli-Salat. Und Gerstlauer schwört auf eine Teemischung aus Brennnesseln und Ringelblumenblüten. Als Dressing diente ihm naturtrüber Apfelessig.

So kennt man Jochen Gerstlauer: in der Hand eine Wurst zum Testen. Foto: Markus Brandhuber

„Mein Körper hat sich bestimmt gewundert, was ich ihm da antue“, sagt Gerstlauer – und lacht. „Es ist doch eine große Umstellung. Aber durch den Verzicht auf die Menge an fettigem Essen bin ich leistungsfähiger und schlafe besser“, sagt er.

Auf die Idee, sich zweimal im Jahr so eine kulinarische Pause zu gönnen, habe ihn ein Fußballtrainer aus dem Landkreis Heidenheim gebracht. „Wir haben über dieses Thema gesprochen, in einem Supermarkt. Die basische Ernährung ist auch eine Art Entgiftung für den Körper. Danach habe ich es mir zu Herzen genommen“, erinnert sich Gerstlauer. Diese „Auszeit“ hat er sich zum zweiten Mal genommen. Beim ersten Mal habe er die Diät aber nicht so ernsthaft eingehalten. „Es ist eine Sache des Willens. Im letzten Jahr habe ich dann auch mal Chips gegessen und mir gedacht, dass das nicht so schlimm sein wird.“ Die Unterbrechung der Kur sei allerdings nicht der Sinn der Sache. „Auf gut Deutsch bescheißt man sich ja selbst“, sagt Gerstlauer.

Ab an den Tisch: Jochen Gerstlauer während einer Mittagspause. Foto: Rudi Penk

Natürlich geht er die Sache auch mit einer gehörigen Portion Humor an. „Abnehmen ist ein angenehmer Nebeneffekt. Und eine Gewichtsreduktion hatte ich mal dringend nötig“, sagt Gerstlauer – und lacht wieder laut. „Schließlich will ich bis zum Sommer fit sein: Bikinifigur, ich komme.“ Bereits beim Schuhe binden merke er, dass sein Bauchumfang abgenommen habe. Und eine Arbeitskollegin habe beim Umarmen scherzhaft festgestellt: „Oh, da ist ja deutlich weniger.“ Nach zweieinhalb Wochen habe er bereits sieben Kilogramm abgenommen.

Für Jochen Gerstlauer ist es wichtig, mit der eingelegten Diät offen umzugehen. Und, dass eine Arbeitskollegin die drei Wochen basische Ernährung mitgemacht hat. „Es ist immer besser, wenn du jemanden hast, der mitzieht“, sagt Gerstlauer. So erzählen sich die beiden von den Erfolgen – aber auch von den Misserfolgen. „Ich bin an einem Wochenende dann doch schwach geworden und habe eine Landjäger-Wurst gegessen. Da hatte ich meiner Kollegin gegenüber ein schlechtes Gewissen, habe ihr aber gestanden, dass ich gesündigt habe.“ Ihre Reaktion sei verständnisvoll ausgefallen. Kein Wunder, schließlich hatte sie sich ein Glas Aperol Spritz gegönnt.

Fühlt sich wohler: Jochen Gerstlauer. Foto: Rudi Penk

„Es gibt eben auch harte Momente. Wenn dir mal ein Schwall Dönergeruch in die Nase strömt. Oder du an einer Würstlesbude vorbegehst und der Wind ungünstig steht. Das ist schon echt brutal“, sagt Gerstlauer. Früher habe er zudem am Tag drei bis vier Tassen Kaffee getrunken. „Auch das ist schwer, wenn Kollegen Kaffee trinken.“ Auf der anderen Seite freue er sich jetzt regelmäßig auf Linsen Dal, panierte Zucchini, Blumenkohlschnitzel oder einen Kohlrabi-Salat. Und auf Ofengemüse. „Da wird man gern zum Vegetarier“, sagt Gerstlauer. Zumindest phasenweise.

Auch nach dem Ende seiner Kur (am Ostersonntag) möchte sich Jochen Gerstlauer bewusster ernähren – nur nicht mehr ganz so radikal, sagt er. Sein Ziel ist es auch, dass er gesundheitlich fitter wird. „Da ist die Ernährung ein wichtiger Teil“, weiß er. Für Herbst sei wieder eine stringente basische Kur geplant.

Guck, guck: Jochen Gerstlauer holt das Ofengemüse aus dem Backofen. Foto: Rudi Penk

Doch keine Sorge, seine kulinarische Mission sei nicht beendet. Gerstlauer macht nun als Wursttester weiter. Und er habe auch das Gefühl, dass sich seine Geschmacksnerven durch die Kur erholt hätten. Ob er glaubt, dass die Kur seinen Ruf als Wursttester ruiniert? „Nein, ich denke, dass die meisten Verständnis haben“, ist er überzeugt. Und er werde frisch gestärkt an die nächsten kulinarischen Aufgaben herangehen.

Jochen Gerstlauers Rezept für Ofengemüse – Was ist basische Ernährung?

Der hohe Gehalt an Eiweiß und Fett in der Ernährung (Fast Food, Fertigprodukte) kann für eine enorme Säurelast im Körper sorgen. Insbesondere tierische Produkte gelten als „Säurebildner“. Auch Milchprodukte wie Milch, Joghurt, Sahne und Käse gelten als säurebildende Lebensmittel. Die Gefahr ist, dass die Säurebelastung im Körper über längere Zeit zu hoch ist und der Organismus den Säureüberschuss irgendwann nicht mehr ausgleichen kann. Mögliche Anzeichen einer Übersäuerung könnten Müdigkeit, Störungen der Verdauung, Probleme des Magen-Darm-Trakts sowie Hautprobleme sein.

Zu einer basischen Ernährung gehören ausreichend Obst und Gemüse, also eine pflanzliche Ernährungsform ohne tierische Produkte. Auf Dauer wird ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt angestrebt.

Das Rezept von Jochen Gerstlauer für Ofengemüse lautet wie folgt: Auberginen, Zucchini, Kohlrabi, Kartoffeln, gelbe Rüben und Paprika in Würfel schneiden und auf ein Backblech legen. Mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver würzen und mit Olivenöl beträufeln. Anschließend 20 bis 25 Minuten bei 180 Grad Umluft in den Backofen geben.

Jetzt neu: Die HZ auf WhatsApp – hier klicken und aktuelle News aufs Handy bekommen.

undefinedundefined