Wie verändert sich das Wetter?

Familie Schaude hat seit 18 Jahren eine Wetterstation in Allewind im Garten

Seit 2005 liefert Familie Schaude aus Allewind allerlei Daten an den Deutschen Wetterdienst. Wie haben sich die Arbeit an der Station und nicht zuletzt das Wetter in dieser Zeit verändert?

Familie Schaude hat seit 18 Jahren eine Wetterstation in Allewind im Garten

Früher war es aufwendig. Handarbeit war gefragt. Nicht nur die Messgeräte mussten jeden Morgen überprüft und die Werte handschriftlich festgehalten werden, der Blick nach oben war auch wichtig: Wie viele Wolken sind am Himmel? Aus welcher Richtung kommt der Wind? Wie ist die Sichtweite? Im Winter musste man den Schnee ausstechen und wiegen. „Das war wichtig, um zu wissen, ob Dächer womöglich einsturzgefährdet sind“, erklärt Joachim Schaude. Wichtig sind und waren diese Informationen für den Deutschen Wetterdienst. An ihn übermittelt die Wetterstation in Allewind seit 2005 viele Daten rund um das Wetter.

Begonnen hat damit sein Vater, Otto Schaude, der vor acht Jahren verstorben ist. „Er war Landwirt und für Landwirte ist das Wetter natürlich immer ein Thema. Und als Rentner wurde es dann sein Hobby“, sagt der 43-jährige Sohn. Weitergeführt hat die Arbeit rund um die Wetterstation seine Mutter Lilo Schaude. „Der Wetterdienst will auch unbedingt, dass wir die Station weiterbetreiben. Insbesondere auch wegen des Hochwasserschutzes.“ Denn zwischen Oktober und April wird im Garten ein Schneebrett ausgelegt und täglich die Höhe des Bestand- und Neuschnees gemessen. „So kann man abschätzen, wo eventuell Hochwasser entstehen, wenn der Schnee schmilzt.“

Der Regensensor fängt Regen auf und berechnet, wie viel Liter pro Quadratmeter fallen. Rudi Penk

Gewogen werden muss der Schnee heute nicht mehr. Und auch der Blick in den Himmel und das händische Eintragen der Werte sind passé. Das meiste läuft mittlerweile automatisch. Der Regen- und Sonnensensor, der Temperaturfühler, der sowohl die Temperatur in der Luft als auch in bis zu zwei Metern Tiefe im Boden sowie die Luftfeuchtigkeit misst, übermitteln die Daten selbstständig an den Deutschen Wetterdienst. Die Arbeit an der Wetterstation besteht heute weitgehend in der Pflege der Geräte und darin, den Rasen rund um sie zu mähen. „Das ist meine Aufgabe“, sagt Joachim Schaude. Die übrigen Dinge, dazu zählt noch die Übermittlung der Daten an die Gemeinde Hermaringen, übernimmt Lilo Schaude. Mit dem Tablet hat die 74-Jährige daher auch schon lange keine Berührungsängste mehr und zeigt darauf, wie aus den im Garten gesammelten Daten Tabellen und Statistiken werden.

Mehr heiße Tage und weniger Niederschlag

Im Sommer wird nun besonders viel über das Wetter gesprochen. Ist die lange und extreme Hitze normal? Oder ist es normal, dass es im August morgens auch mal acht Grad hat? „Ich bin kein Meteorologe“, sagt Joachim Schaude. Aber vor ihm liegen Tabellen mit allerhand Daten rund ums Wetter aus verschiedenen Jahren. Und die zeigen ganz klar und schwarz auf weiß: „Wir haben viel weniger Niederschlag, viel weniger Schnee und mehr heiße Tage. Und auch wenn das viele nicht glauben wollen, die milden Winter und trockenen Sommer, das liegt am Klimawandel“, ist sich Schaude sicher. Das glaubt auch Lilo Schaude und ihr Wettergedächtnis geht natürlich weiter zurück als die Aufzeichnungen der Wetterstation. Seit 49 Jahren wohnt sie in Allewind. „Und damals sind wir ohne Schneeketten überhaupt nicht vom Hof gekommen.“

Der Sonnensensor misst die Stärke der Einstrahlung der Sonne. Rudi Penk

Weniger Niederschlag – mehr Tage mit hohen Temperaturen – eine konstante Entwicklung mit ein paar Ausreißern. Denn mit Ferienbeginn hat der August auch zwischendurch mit nasskaltem Wetter aufgeboten. Normal? „Ja, normal“, sagt Schaude. Der Ohrwurm vom niederländischen Entertainer Rudi Carell „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Ein Sommer, wie er früher einmal war. Mit Sonnenschein von Juni bis September. Und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr“, hat also wohl nie so richtig gestimmt.

Und die Wetterextreme und Unwetter? Normal? „Sicher gab es das früher auch“, sagt Joachim Schaude. „Aber nicht in dieser Häufigkeit.“ Und auch wenn er kein Meteorologe ist, muss die Frage nach einer Prognose sein: Ist der Sommer vorbei? „Glaube ich nicht“, sagt Schaude. „Und ich rechne mit einem goldenen Herbst.“