Kegelturnier "Scandinavian Crown"

Die etwas andere Auswärtsfahrt von Janine Mack und Stefanie Thierer vom SC Hermaringen nach Schweden

Eine fünftägige Reise im Zeichen des Kegelsports: Janine Mack und Stefanie Thierer vom SC Hermaringen traten im August beim internationalen Kegelturnier "Scandinavian Crown" in der schwedischen Hafenstadt Västerås an. Wie das Turnier lief, warum sie von Schweden begeistert waren und welche Rolle ihre gute Freundschaft in den wichtigsten Momenten spielte:

Die etwas andere Auswärtsfahrt von Janine Mack und Stefanie Thierer vom SC Hermaringen nach Schweden

16 Minuten Autofahrt nach Niederstotzingen, 36 nach Lonsee oder 38 nach Ulm - unter anderem so sehen die Auswärtsfahrten der Keglerinnen des SC Hermaringen normalerweise aus. Dass es für einen Kegelwettkampf sogar ins Ausland geht, kam in der Geschichte des Vereins noch nicht vor. Bis jetzt: Mit dem Flugzeug begaben sich die Hermaringer Spielerinnen Janine Mack und Stefanie Thierer über Amsterdam nach Stockholm und von dort ins nahegelegene Västerås - Reisezeit: zwölf Stunden. Selbstverständlich fand dort kein Ligaspiel der Verbandsliga Württemberg statt. Stattdessen versammelten sich die internationale Topklasse - darunter Kegel-Weltmeister - zum Turnier "Scandinavian Crown".

Wie kommt es, dass zwei Verbandsliga-Spielerinnen aus dem beschaulichen Hermaringen bei so einem Elitetreffen des Kegelsports dabei sind? "Grundsätzlich ist das Turnier offen für alle, die Veranstalter schreiben aber auch Vereine mit einem gewissen Niveau direkt an", erklärt Janine Mack. Lange überlegen mussten die 26-Jährige und ihre 28-jährige Teamkollegin Thierer nicht. Kurzerhand wurden Flüge gebucht und gemeinsam mit zwei Kegelsportlern des TSV Essingen reisten die Hermaringerinnen Ende August nach Skandinavien.

Der SC-Hermaringen-Schal darf natürlich auch am Bahnsteig nicht fehlen. Thomas Fedyna

Gute Stimmung auf der WM-Bahn in Västerås 

"Schweden war schon beim Drüberfliegen echt beeindruckend", schwärmt Mack, doch um die schwedische Natur zu erkunden, blieb erst einmal keine Zeit. Die beiden wollten an zwei Qualifikationstagen alles geben, um unter die besten zwölf der 38 Teilnehmerinnen, und damit ins Finale zu kommen. Wie Thierer und Mack erzählen, nahmen die schwedischen Gastgeber ihre "German friends" sehr freundlich auf. Generell waren die beiden Hermaringerinnen von der interessierten und offenen Art der Schweden begeistert.

An das neue Umfeld auf der ehemaligen WM-Bahn im "9PIN Bowling Club" in Västerås mussten sie sich trotzdem erst einmal gewöhnen. "Am Anfang habe ich gezittert vor Aufregung", erzählt Mack. Zumal die Zuschauer mit Trommeln, Ratschen und sogar mit einem Horn auf sich aufmerksam machten. Thierer beschreibt: "Das hatte schon eher Fußballstadion-Charakter."

Für die besondere Atmosphäre sorgten vor allem die Spielerinnen und Spieler selbst. "Mein Highlight war, als es mal nicht so gut lief und mich eine Gruppe Dänen angefeuert und aufgemuntert hat", erzählt Thierer.

Finale statt Stockholm-Trip

Jedenfalls ließen sich die beiden von nichts beirren und schafften es tatsächlich beide ins Finale um die "Scandinavian Crown". Der eigentlich geplante Ausflugstag nach Stockholm wurde also gestrichen und der volle Fokus galt dem Finaltag, an dem beide zeigen wollten, dass sie es zurecht so weit geschafft hatten. „Wir hatten kein zweites Trikot dabei, weil wir nicht damit gerechnet haben, ins Finale zu kommen“, sagt Mack und lacht.

Zusammen stark: Mack und Thierer vor dem Finale. Thomas Fedyna

Sie und Stefanie Thierer kegeln seit 20 Jahren. Während Mack ihre ersten Würfe beim SV Weidenstetten machte, spielt Thierer schon immer für den SC Hermaringen. 2013 kam Mack dann nach Hermaringen und die beiden wurden nicht nur Teampartnerinnen sondern auch beste Freundinnen. Ihr enges Verhältnis kam den beiden beim größten Ereignis ihrer bisherigen Karriere in Västerås zu Gute. "Wir haben uns gegenseitig gepusht", erzählt Mack und Thierer bestätigt: "Janine hat mir in dem fremden Umfeld definitiv Sicherheit gegeben".

Mack und Thierer hatten auf ihrer Erkundungstour durch Västerås sichtlich Spaß. Thomas Fedyna

Und so "erkegelte" sich Thierer letztendlich den zehnten Platz und bestätigte damit, dass sie verdient im Finale stand. "Es wäre mehr drin gewesen, aber ich bin trotzdem echt happy, dass ich unter den Top 10 bin und ein fehlerfreies Spiel gezeigt habe", resümiert die 28-Jährige.

Janine Mack: Im letzten Wurf zur "600"

Eine absolute Nervenschlacht durchlebte Janine Mack. Mit dem letzten Wurf schaffte sie die dritte "600" ihrer Karriere - eine besondere Punktemarke im Kegelsport - und ließ den Saal toben. Strahlend beschreibt Mack: "Es war ein überwältigendes Gefühl. Ich hatte Tränen in den Augen und Gänsehaut am ganzen Körper." Nur 14 Kegel trennten sie letztendlich von einem Platz auf dem Podium - Mack wurde Fünfte.

"Es war ein überwältigendes Gefühl. Ich hatte Tränen in den Augen und Gänsehaut am ganzen Körper."

Janine Mack über die Momente nach ihrem größten Karriereerfolg in Schweden

Die herausragenden Leistungen der beiden Hermaringerinnen sahen übrigens nicht nur die Zuschauer im "9PIN Bowling Club", sondern auch einige Bekannte und Verwandte per Livestream. "Es macht mich schon stolz, dass so viele Menschen uns zugeschaut haben", freut sich Mack.

So sieht Treue aus: SC-Jugendspielerin Elisabeth Keller unterstützte ihre Vereinskolleginnen vor dem Laptop-Bildschirm.

"Warum spielen Mack und Thierer eigentlich 'nur' beim SC Hermaringen, wenn sie doch auf internationalem Topniveau mithalten können?" Das wird sich jetzt wohl der ein oder andere fragen. Aus Liebe zum SC Hermaringen wäre wohl die einfachste Antwort. So meint Thierer: "Es macht mich noch viel stolzer dieses tolle Ergebnis mit dem SC Hermaringen zu erreichen, als mit einem FC Bayern des Kegelns", und Mack sagt: „Wenn ich irgendwann mal Bundesliga spiele, dann mit dem SC Hermaringen.“ Hinzu kommen natürlich der große Trainingsaufwand und die langen Auswärtsfahrten. Dennoch sind beide grundsätzlich offen, was ihre weitere Kegelkarriere angeht.

Einladungen aus Estland, Tschechien und Frankreich

Nach fünf Tagen - die Zeit reichte immerhin noch für einen Bummel durch die Hafenstadt Västerås - ging die Zeit in Schweden für die Hermaringerinnen zu Ende. "Bei diesem Turnier dabei gewesen zu sein, war schon ein krasses Gefühl und hat einen großen Push für das Selbstvertrauen gegeben", freut sich Mack. Neben einem guten Gefühl haben die beiden auch mehrere neue Freundschaften geschlossen. "Ich habe inzwischen schon Einladungen für Kegelturniere in Estland, Tschechien und Frankreich bekommen", sagt Thierer. Zunächst geht es für die beiden jedoch am Samstag, 30.September, um 15.30 Uhr mit ihrem geliebten SC Hermaringen um Punkte in der Verbandsliga - der Gegner hat eine 16-minütige Anreise und heißt TSV Niederstotzingen.

So funktioniert das Turnier:

Das Kegelturnier "Scandinavian Crown" fand 2023 zum zweiten Mal statt und dauerte insgesamt fünf Tage. Austragungsort war das "9Pin Bowling Center" in der fünftgrößten schwedischen Stadt Västerås nahe Stockholm. Das Einzelturnier ist aufgeteilt in einen Wettbewerb für Männer (55 Teilnehmer) und einen für Frauen (38 Teilnehmer) - bei den Männern gibt es 18 Finalplätze, bei den Frauen sind es zwölf. Zudem spielten in einem weiteren Wettbewerb sechs Parasportler um gute Platzierungen. Neben den zahlreichen schwedischen Spielerinnen und Spielern waren 60 Teilnehmer aus anderen Ländern dabei.

An den Qualifikationstagen hatten die Keglerinnen und Kegler jeweils 120 Würfe - 60 in die Vollen und 60 im Modus Abräumen - um sich für den Finaltag zu qualifizieren. Dort wurden in erneut 120 Würfen pro Spieler die Siegerinnen und Sieger ausgespielt. Die Sieger der drei Wettbewerbe gewannen 500 Euro, die Zweitplatzierten 350 Euro und die Dritten 150 Euro.